Logistik in osteuropäischer Hand

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, wie viele LKW mit osteuropäischen Kennzeichen auf unseren Autobahnen unterwegs sind? Dann sind Sie Zeuge einer Marktentwicklung geworden. Deutsche Spediteure haben bei Logistik-Leistungen immer häufiger das Nachsehen gegenüber der Konkurrenz aus dem Ausland.


Logistik

Die Zahlen belegen es eindeutig. Deutsche Spediteure verlieren langsam aber deutlich beim Transport im Inland. Gemessen an den gefahrenen Mautkilometern ist ihr Anteil im Zeitraum 2007 bis 2015 von 65,7 Prozent auf 59,8 Prozent zurückgegangen. Alleine im ersten Quartal 2016 waren nochmals zwei Prozentpunkte Verlust zu verzeichnen. Der Trend setzt sich also fort. Eindeutige Gewinner dieser Entwicklung sind die Spediteure aus dem "EU-Neuland". Gemeint sind die Länder Mittel- und Osteuropas, die seit 2004 der Union beigetreten sind. Ihr Anteil hat sich im gleichen Zeitraum von 18,4 Prozent auf 30 Prozent gesteigert.

Kostenvorteile osteuropäischer Spediteure - nicht immer fair 

Wesentlicher Grund dafür sind die günstigeren Kosten. Vor allem beim Personal können die Anbieter aus Polen, den baltischen Staaten und anderen Ländern billiger arbeiten. Während ein deutscher Fahrer 2.500 Euro brutto im Monat verdient - zzgl. Spesen -, ist sein osteuropäischer Kollegen oft für gut die Hälfte unterwegs. Ein ungarischer Trucker bringt es zum Beispiel nur auf 1.300 Euro im Monat. Dabei haben die ausländischen Spediteure bei Technik und Kapazitäten deutlich aufgerüstet. Ohne sie wäre die Logistik hierzulande gar nicht mehr darstellbar. 

Dennoch stöhnen deutsche Spediteure über die Konkurrenz aus dem Osten. Denn die Unterbietung kostet sie kontinuierlich Marktanteile. Nicht immer ist der Wettbewerb fair - u.a. beim Thema Mindestlohn. Zwar gelten für ausländische Fahrer auf deutschen Straßen die deutschen Mindestlohn-Regelungen ebenfalls. Ihre Einhaltung wird allerdings wegen anhängiger Rechtsverfahren nicht kontrolliert. Dem Verstoß sind daher Tür und Tor geöffnet. Aber es gibt auch hausgemachte Probleme. Es ist nämlich gar nicht so einfach, ausreichend deutsche Fahrer zu finden. Lange Abwesenheiten von zu Hause und ungewöhnliche Arbeitszeiten machen den Beruf nicht unbedingt attraktiv. 

Wo deutsche Spediteure punkten können 

Auf jeden Fall müssen deutsche Spediteure hart kalkulieren. Umsatzrenditen nach Steuern von ein bis zwei Prozent gelten schon als überdurchschnittlicher Erfolg. Und manches Unternehmen arbeitet mit Verlust. Als Billiganbieter können die Betriebe auf jeden Fall nicht punkten. Ihr USP liegt in Spezialtransporten, die besonderes technisches Equipment und Logistik-Fachwissen erfordern.

Auch Innovationen unter dem Vorzeichen der Digitalisierung können neue Chancen eröffnen - zum Beispiel das autonome Fahren, bei dem mehrere LKW mit nur noch einem Fahrer in einer Kolonne digital aneinander gekoppelt werden. Entsprechende Modellversuche gibt es bereits.


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