Warum nicht alle Kunstfälscher kriminell sind
Der Gesetzgeber hat laut Auskunft des Bundesjustizministeriums festgelegt, dass ein Urheber eines Kunstwerks bis zu 70 Jahre nach seinem Tod in seinen Eigentümerrechten geschützt ist. Nach diesem Zeitraum erlöschen die Persönlichkeitsrechte und jeder kann theoretisch das Kunstwerk kopieren. Als Kunstfälscher wird demzufolge nur eine Person bezeichnet, die ein kopiertes Kunstwerk als Original anbietet.
Die drei Brüder arbeiten nicht als Fälscher, sondern völlig legal. Auf jedem Werk von ihnen ist der Name des Herstellers auf der Rückseite vermerkt. In der Berliner Werkstatt entstehen Kopien am Fließband, bestimmte Motive sind hier schon zwanzig Mal oder öfters vervielfältigt worden. Die legalen Kunstfälscher decken einen zunehmenden Bedarf, welcher aus der wohlhabenden Oberschicht kommt.
Die Häuser der Kunden sind überdurchschnittlich geräumig und erfordern großflächige Bilder. Die Originale sind sehr oft unverkäuflich und würden mit ihrem preislichen Rahmen auch die Budgets eigentlich reicher Menschen überfordern. Häufig arbeiten die Brüder an Bildern mit drei Metern in der Breite, für welche Liebhaber 10.000 Euro und mehr hinlegen.
Der Berliner Kunstsalon
Die Wirkungsstätte der Gebrüder ist eher unscheinbar und lässt den geringsten Hauch von Luxus vermissen. Für den Normalbürger stellen die drei Akteure klassische Kunstfälscher dar. Die über 60-Jährigen kleiden sich wie Jugendliche, rauchen konstant und leben in einem Ambiente, das Otto Normalverbraucher schlicht als Chaos bezeichnen würde. Doch hinter der Fassade steckt Kalkül, die cleveren Senioren wissen sehr wohl was sie tun und was ihre wachsende Kundschaft von ihnen erwartet. Dass sie von dem einen oder anderen Zeitgenossen als Kunstfälscher bezeichnet werden, stört sie nicht, denn ihnen kommt der Ausdruck mitunter selbst von den Lippen.
Funktionierendes Geschäftsmodell
Die Drei kamen nicht per Zufall zur Kunst, sondern haben einst in der Sowjetunion studiert. Jeder von ihnen kann auf zahlreiche Eigenkreationen verweisen, doch die treffen nur selten den Geschmack interessierter Käufer. Die Idee zum eigenen Kunstsalon und zur Karriere als legaler Kunstfälscher kam ihnen 2011, allerdings favorisieren sie die Bezeichnung Kopierer. Und sie kopieren alle Kunstwerke, bei denen der Gesetzgeber die Grundlage geschaffen hat.
Einige ihrer Stammkunden besitzen bereits an die hundert Gemälde, auch bei ihnen kommt nie der Gedanke auf, dass sie bei einem Kunstfälscher-Unternehmen einkaufen. Für die Psychologie verfolgen Kunstfälscher neben der Generierung von Einkommen einen wesentlichen Zweck: Sie wollen der Welt und sich selbst beweisen, dass sie besser als die Urheber sind.