Kostenlose juristische Erstberatung erlaubt

Lange galten Anwaltshonorare als fast unantastbar. Sie boten Rechtsanwälten ein solides finanzielles Fundament. Dank des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes sind die Gebühren für die meisten Anwaltsleistungen festgelegt - mit zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten, die den Leistungserbringer begünstigen. Doch der Wettbewerb erodiert diese Einnahmebasis zusehends. Die Marktwirtschaft hält Einzug in der Anwaltsbranche.


juristische Erstberatung

Befördert wird dies durch die Rechtsprechung. Der BGH hat jetzt höchstrichterlich entschieden, dass kostenlose juristische Erstberatung rechtlich zulässig ist. Die wird zwar bereits seit Längerem von vielen Anwälten geboten. Ob das aber mit dem Berufsrecht vereinbar ist, war bislang umstritten. Kanzleien, die damit auf sich aufmerksam machten, bewegten sich zumindest in einer Grauzone. Das BGH-Urteil hat jetzt Klarheit geschaffen.

Das digitale Zeitalter - Legal Tech als neuer Trend 

Das Urteil dürfte weiter Bewegung in die anwaltliche Honorar-Landschaft bringen. Die befindet sich ohnehin im Umbruch. Längst macht sich auch in diesem Bereich die Digitalisierung bemerkbar. Es ist heute üblich, den passenden Anwalt über das Internet zu finden. Es gibt mittlerweile etliche Plattformen, die sich auf Anwaltssuche spezialisiert haben. Ein weiterer Trend ist "Legal Tech". Darunter werden internetbasierte Lösungen verstanden, die anwaltliche Tätigkeiten automatisieren. Die Bandbreite reicht vom Zugang zu Rechtsinformationen und -dokumenten über die Teilautomatisierung von anwaltlichen Dienstleistungen bis hin zur Online-Beratung durch eine Kanzlei. Gerade in diesem Kontext ist die kostenlose Erstberatung fast Standard.

Innovative Honorar-Modelle verbreiten sich

Auch bei den Honorar-Modellen tut sich etwas. Hier wirken Legal Tech-Angebote ebenfalls als Trendsetter. Vielfach werden heute schon Festpreise für bestimmte "Rechtsprodukte" wie "Unterhalt prüfen" oder "Marke anmelden" angeboten. Festpreise eröffnen auch eine bessere Möglichkeit, Preise zu vergleichen. Das ist bei einer Rechnungsstellung, die sich aus vielen einzelnen Gebührenpositionen zusammensetzt, naturgemäß schwieriger. 

Ein weiterer Trend in der Anwaltsbranche ist das Erfolgshonorar. Dass der Rechtsanwalt am Erfolg des Prozessausgangs beteiligt wird, kennt man bislang vor allem aus den USA. Doch auch hierzulande hält diese Form der Vergütung Einzug. Zwar setzt das Berufsrecht diesem Modell nach wie vor Grenzen. Doch wo Lücken sind, werden sie genutzt. Die "Prozessfinanzierung" - so die Bezeichnung - ist ein Anreiz für Anwälte, sich voll und ganz für einen erfolgreiches Resultat einzusetzen und verteilt das Prozessrisiko angemessen zwischen Anwalt und Mandant.

Mehr Wettbewerb sorgt für sinkende Preise

Wo Honorare transparenter und vergleichbarer sind, wird auch der Wettbewerb intensiver. Und das führt nach den Gesetzen des Marktes zu sinkenden Preisen. Das ist letztlich im Interesse derjenigen, die juristische Unterstützung benötigen. Es gibt keinen Grund, warum dies anders sein sollte als in anderen Bereichen, zum Beispiel bei der Finanzberatung.


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