Spare in der Zeit ...
... so hast du in der Not? Alle Jahre wieder erinnern Banken und Sparkassen ihre Kunden und deren Nachwuchs daran, ihre Sparscheine und -schweine zu Markte zu tragen. Doch bei mageren 0,6 Prozent Verzinsung (noch 2011 gut 1,2 Prozent) zweifeln selbst treue Sparer, ob sich ein Tagesgeldkonto noch lohnt. Deshalb werden jetzt Forderungen nach einer Leitzinserhöhung lauter; der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken befürchtet gar ein Zusammenbrechen der deutschen Vorsorgekultur. Denn die Sparquote der Haushalte, 2008 trotz Finanzkrise noch bei 11,5 Prozent, droht zum ersten Mal seit elf Jahren unter zehn Prozent zu fallen. Angesichts des schizophrenen Kundenverhaltens im Bereich Dispo dürfte die Sparquote getrost noch niedriger sein, denn eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Bankenfachverbands ergab: 19 Prozent der Befragten sparen bis 50 Euro monatlich für eine größere Anschaffung, aber leben mit einem Dispo. Unter denjenigen, die sogar 50 bis 100 Euro sparen, sind es 17 Prozent und über 10 Prozent sparen, während sie gleichzeitig Anschaffungen wie ein neues Auto abzahlen.
Dispo in Ratenkredit umschulden?
Was raten die Banken? Sie raten zur Umschuldung per Ratenkredit, Bonität vorausgesetzt. Kunden, die ihren Dispo so ausgleichen, sparen einige hundert Euro, glaubt man dem Vergleichsportal Check24, das entsprechende Durchschnittswerte nach Bundesland in den Blick nahm. Zwar sind Dispozinsen mit im Schnitt 13,5 Prozent in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern am niedrigsten, aber Mecklenburg-Vorpommern glänzt als Sparsieger, was den Wechsel zum Ratenkredit angeht: 3000 Euro Überziehung, über 36 Monatsraten gleicher Höhe getilgt, schlagen bei einem Dispozins von durchschnittlich 14,17 Prozent mit 3656 Euro zu Buche. Wählt der Mecklenburger den Ratenkredit zu durchschnittlich 3,77 Prozent, zahlt er über jene 36 Monate nur 3174 Euro. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen: Stiftung Warentest fand heraus, dass einzelne Geldinstitute sogar bis zu 14,75 Prozent Dispozinsen kassieren. Besonders Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken in ländlichen Regionen scheinen ihre Monopolstellung auszunutzen.
Sparen lohnt sich nicht
Das schnelle Ablösen von Krediten lohnt, Geld sparen dagegen nicht, wo sich von Kreditzinsen unter Höhe der Anlagezinsen nur träumen lässt - abgesehen von Nullzinsangeboten mancher Discounter. Schon wer sich 100 Euro leiht, zahlt bei einem Dispozins von 11 Prozent fast einen Euro pro Monat. Dagegen bringt Sparen von 100 Euro Tagesgeld bei durchschnittlich 0,6 Prozent nur fünf Cent. Je höher der Dispo und je länger die Laufzeit, desto krasser das Missverhältnis von Bankengewinn und Kundennutzen. Einen ungewöhnlichen Weg geht die holländische Knab-Bank, deren Name Programm ist: Hier denkt man Bank rückwärts, indem man einen Dispo in bankseitiger Initiative direkt ausgleicht.
Erst schwarze Zahlen schreiben
Fazit: Wer Vermögen aufbauen und sparen möchte, sollte zuerst seine Schulden abtragen, also Geld umschichten, indem er Sparbuch oder Tagesgeldkonto flüssig macht. So lohnt sich die vorzeitige Rückzahlung von Konsumentenkrediten durchaus - trotz Vorfälligkeitsentschädigung von maximal einem Prozent auf den geschuldeten Betrag. Und bei älteren Immobilienfinanzierungen mit höheren Zinsen sollten alle Optionen, Sondertilgungen zu leisten, ausgeschöpft werden.
Ein Dispokredit verführt nur zu unbedachten Ausgaben, die den Finanzplan auf den Kopf stellen. Und wenn Dispo, dann nur kurzfristig und mit Blick auf einen Geldeingang, der das Minus baldmöglichst ausgleicht. Auch eine Umschuldung empfiehlt sich nur bei Ratenkrediten zu deutlich niedrigeren Zinsen, am besten ohne Abschlussgebühren und teure Restschuldversicherungen. Erfolgreich umgeschuldet, sollte der Dispo allerdings tabu sein!
Ein Finanzplaner wird diese Ungleichgewichte aufdecken, deutlich machen und seinen Mandanten dazu motivieren, eine sinnvolle Umstrukturierung vorzunehmen.