Ganz im Gegenteil - erst vor wenigen Tagen machte EZB-Chef Draghi deutlich, dass er seine lockere Geldpolitik womöglich nochmals intensivieren wird. Wie dies genau aussehen könnte, ließ er dabei offen. Aber in seinem Instrumentenkasten sind auch weitere Zinssenkungen enthalten. Bereits heute müssen Kreditinstitute für Einlagen bei der EZB einen Negativzins von -0,2 Prozent zahlen. Einige Experten rechnen damit, dass noch im Dezember daraus -0,3 Prozent werden könnten.
Einlagen - teure Geldbeschaffung für Banken
Eine solche Maßnahme bliebe sicher nicht ohne Auswirkungen auf die Kundeneinlagen. Die werden für die Banken mehr und mehr zur Belastung und trotz niedriger Verzinsung zu einer teuren Form der Refinanzierung. Rund zwei Billionen Euro befinden sich derzeit auf Giro- und Tagesgeldkonten - eine Liquidität, die die Institute nicht unbedingt benötigen.
Denn als Alternative steht ihnen die nahezu kostenlose Verschuldungsmöglichkeit bei der EZB zur Verfügung. Für Kredite der Zentralbank müssen derzeit nur noch 0,05 Prozent Zinsen gezahlt werden. Trotz dieser Lage haben die Banken bislang auf Negativzinsen im Einlagengeschäft verzichtet. Es verträgt sich schlecht mit dem Spargedanken, wenn der Sparer dafür bezahlen soll. Und negative Zinsen sind im harten Wettbewerb um Kunden kein gutes Argument. Deshalb bringen verzinsliche Bankeinlagen nach wie vor eine Mini-Rendite, auch wenn das betriebswirtschaftlich kaum noch vertretbar ist.
Drehen an der Gebührenschraube
Doch es gibt subtilere Möglichkeiten, von denen auch Gebrauch gemacht wird - das Drehen an der Gebührenschraube. Angesetzt wird dabei vor allem beim Girokonto, das seit jeher ein Quelle für Gebührenerträge gewesen ist. Manche Bank hat sich inzwischen ganz vom kostenlosen Girokonto verabschiedet, andere agieren verdeckter - zum Beispiel durch die Kopplung der Gebührenfreiheit an regelmäßige Gehaltseingänge, bestimmte Mindestguthaben oder -umsätze. Der Phantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt und angesichts der Gebührenvielfalt hält sich die Transparenz im Gegensatz zu negativen Zinssätzen in Grenzen.
Dennoch sind Minuszinsen nicht aus der Welt. In der Schweiz, Dänemark und Schweden sind sie schon gang und gäbe und auch bei vielen Staatsanleihen bildet eine negative Rendite inzwischen fast den Normalfall. Sollten die Zinsen für Anleger auch bei uns unter Null fallen, hätten Sparer nur noch eine Alternative, um eine negative Rendite zu vermeiden - das Halten von Bargeld. Es wäre eine Renaissance von Oma's Sparstrumpf.