Joachim (Jogi) Löw brachte es mit einem Satz auf den Punkt, als er zu den Gründen für den Erfolg beim Confed Cup in Russland befragt wurde: Seine Spieler sind mit durchschnittlich 24,7 Jahren ausgesprochen jung, es waren also junge Talente am Start, die frischen Wind in unsere Nationalmannschaft bringen. Daraus könnten viele Entscheidungsträger lernen, Jogi Löw hat aber noch mehr zu bieten.
Von Demut zur rechten Zeit und anderen Tugenden
Er bleibt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ruhig - und das unabhängig von Sieg oder Niederlage. Jogi Löw stellt selbst die größten Erfolge, aber eben auch die Misserfolge in einen Kontext, er hat offenbar seine eigene Mitte gefunden und bleibt auf dem Boden der Tatsachen. Das impliziert, dass Fehler analysiert werden, ohne sich deswegen selbst zu kasteien. Diese Gelassenheit zeichnet Löw schon seit Jahren aus, spricht sie doch nicht nur von einem großen Selbstbewusstsein, sondern auch von einer Teamarbeit hervorragender Spezialisten, an der er unbeirrbar festhält.
So kann er mutig sein und ganz bewusst Risiken eingehen - wie gesehen in Russland, als er mit einer unerfahrenen Truppe antrat, die sich so in der Feuertaufe drastisch weiterentwickeln konnte. Diese Fehler-Toleranz übt er jedoch nicht nur sich selbst gegenüber, sondern vor allem seine jungen Spieler profitieren: Wenn ein Draxler als Kapitän weiß, dass er Fehler machen darf, kann er sich des Vertrauens seines Trainers sicher sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass er nicht nur dieses Vertrauen, sondern auch herausragende Leistungen zurückgibt, ist ausgesprochen hoch.
Von Strategien, Emotionen und einem herausragenden Talent-Management
Die permanente Arbeit an sich selbst ist ein weiterer Punkt, der für Jogi Löw steht und den sich manche Führungskraft, als die er sich ohnehin sieht, auf die Fahne schreiben sollte. Dazu kommt strategisches Denken, das auf klare Ziele hin ausgerichtet ist, ihm aber Agilität und Flexibilität bewahrt. Mit dem Herunterbrechen auf Etappenziele und dem Abgleich des Erreichten eröffnet er sich die Möglichkeit, Fehlentwicklungen schnell nachjustieren zu können.
Eine seiner größten Stärken ist jedoch, seine Mannschaft emotional zu erreichen. Nur Menschen mit ausreichend Empathie schaffen es, die Einzigartigkeit eines jeden Gegenübers zu erkennen und darauf aufzubauen. Und dabei nutzt er den Wettbewerb der jungen Wilden mit den etablierten Alten geschickt aus: Es drängen immer neue Talente nach, die die Nationalspieler zu Höchstleistungen motivieren. Sich gemütlich auf einem Platz einrichten, das ist weder die Sache des Trainers noch lässt er dies unter seinen Spielern zu.