Geht es um kleinere Geldbeträge, schauen fast alle Durchschnittsverdiener ganz genau hin. Sie studieren die Werbeblätter der Discounter und informieren sich gründlich, bevor sie sich für einen neuen Staubsauger entscheiden. Bei fünf- oder gar sechsstelligen Beträgen fehlt es erstaunlicherweise viel zu oft an der erforderlichen Sorgfalt. Wer bei langfristigen Verträgen nicht genau rechnet, verliert durch seine Nachlässigkeit mehrere Tausend Euro.
Zinseszinseffekt wird oft unterschätzt
Obwohl jeder Teenager die Zinsrechnung erlernt, fällt es den meisten Erwachsenen schwer, dieses Wissen im Alltag anzuwenden. Wie stark sich der Zinseszinseffekt bei längeren Zeiträumen auswirkt, übersteigt die Vorstellungskraft des Menschen. In unserem Umfeld begegnen uns meist lineare Zusammenhänge. Die Exponentialfunktion hingegen, die für den Zinseszinseffekt von Bedeutung ist, spielt im Alltag kaum eine Rolle. Diese Begrenztheit unseres Vorstellungsvermögens ist schuld daran, dass wir den Zinseszinseffekt leichtfertig vernachlässigen. Das kommt uns teuer zu stehen.
Ohne Taschenrechner geht es nicht
Angenommen, Sie wollen ein Darlehen in Höhe von 400.000 Euro für den Erwerb einer Immobilie aufnehmen. Ihre Hausbank bietet Ihnen einen Kreditvertrag über 20 Jahre mit einem Zinssatz von 2,8 % an. Sie holen sich auch von anderen Kreditinstituten Angebote ein und finden einen Anbieter, der einen Zinssatz von 2,5 % verlangt. Auf den ersten Blick scheint die Differenz von 0,3 % recht klein. Rechnen Sie nach, werden Sie feststellen, dass Sie bei Ihrer Hausbank fast 13.000 Euro mehr Zinsen zu zahlen hätten.
Je länger der Zeitraum, desto mehr kommt es auf das Detail an
Ähnlich sieht es bei allen anderen Verträgen aus, die über mehrere Jahre hinweg laufen. Wollen Sie zum Beispiel 10.000 Euro in Ihre Altersvorsorge in einen Aktienfonds investieren, lohnt es sich, die Gebühren der verschiedenen Anbieter genau miteinander zu vergleichen. Die meisten Fonds verlangen 1 bis 1,5 % Gebühren. Bei günstigen Indexfonds liegen die Gebühren bei etwa 0,2 %. Bei einer durchschnittlichen Rendite von 7,5 % pro Jahr haben Sie beim günstigeren Anbieter nach 30 Jahren Laufzeit mehrere Tausend Euro mehr zur Verfügung.
Drei Tipps, wie Sie Zahlen und Angebote zuverlässiger beurteilen können:
- Bei langfristigen Anlagen oder Darlehen Zinsen und Zinseszinsen exakt berechnen.
- Je länger der Zeitraum, desto stärker sollten Sie selbst auf kleine Differenzen bei Gebühren oder Prozentsätzen achten.
- Große Beträge auf überschaubare Einheiten umrechnen (zum Beispiel pro Kopf oder pro Jahr).