Der deutsche Gesetzgeber hat mit der mehrfach novellierten Energieeinsparverordnung - kurz EnEV - selbst die Standards für energiesparendes Bauen vorgegeben. Sie sollen dazu beitragen, bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand in Deutschland zu erreichen. Dazu werden unter anderem bestimmte Höchstwerte für den Primärenergiebedarf eines Gebäudes festgeschrieben, die im Rahmen des Einsatzes geeigneter Anlagentechnik und eines adäquaten Wärmeschutzes einzuhalten sind.
Energiesparhäuser - oft weniger Einsparung als erwartet
Ehrgeizige Bauprojekte wollen sogar noch darüber hinausgehen. Dazu werden nicht selten teure und komplexe Anlagen in Gebäuden installiert, die für eine optimale Energienutzung sorgen und den Energieverbrauch minimieren sollen. Wie viel die hochwertige Technik tatsächlich bringt, ist allerdings fraglich. Tatsächlich gibt es nur wenige ex post-Überprüfungen der realisierten Energieeinsparung. Und die fallen nicht unbedingt positiv aus.
Beim Test in der Praxis liegt die effektive Einsparung der Energiesparhäuser häufig unter den Prognosen. Ein Grund dafür ist unter anderem das "Fehlverhalten" der Nutzer. Die wissen oft mit der anspruchsvollen Technik nicht richtig umzugehen. Es zeigt sich, dass geeignete Anlagen alleine nicht genügen, nachhaltige Einspareffekte zu erzielen. Der Anwender muss sie auch verstehen und bedienen können. In der Realität zeigen sich sogar Profis damit gelegentlich überfordert.
Wenn die Energiebilanz nicht stimmt, ist auch die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt. Bei geringeren Einsparungen als unterstellt amortisieren sich die kostspieligen Anlagen - wenn überhaupt - in wesentlich längeren Zeiträumen. Hinzu kommt, dass die komplexe Technik vielfach störanfälliger ist und Reparaturen mehr Aufwand als sonst erfordern. Es ist daher nicht überraschend, dass nicht wenige Experten verlangen, sich auf einfachere Lösungen zu konzentrieren.
Einfache Lösungen bringen in der Summe mehr
Ihr Argument ist, dass die Hightech-Anwendungen in erster Linie bei Neubauten in Betracht kommen. Die machen aber lediglich einen geringen Teil der Bausubstanz aus. Nur ein Prozent der Wohnungen hierzulande sind nach 2009 entstanden, 43 Prozent der Wohngebäude stammen dagegen aus dem Zeitraum 1949 bis 1978. Hier könnte mit Lowtech viel wirkungsvoller gespart werden.
Hochwertige Technik lohnt sich bei diesen Objekten oft nicht, manchmal steht einfacheren Maßnahmen aber die Überregulierung der EnEV im Wege. Ein weiteres Manko ist die Präferierung der Energieeinsparung vor der Energiegewinnung. Mit mehr Flexibilität und einer guten Portion Deregulierung ließe sich einiges erreichen.