Viele Schwierigkeiten sind dabei hausgemacht. Längst ist die Euphorie der letzten Fußball-WM einer verbreiteten Enttäuschung und Ernüchterung gewichen. Die Unzufriedenheit mit der amtierenden Präsidentin Dilma Rousseff und ihrer Partei nimmt stark zu. Und die Aussichten auf eine baldige Trendwende stehen eher schlecht.
Wachstum mit Schattenseiten
Noch vor wenigen Jahren imponierte Brasilien mit beeindruckenden Wachstumsraten und einem ungebremsten Optimismus. Als Mitglied der sogenannten BRICS-Staaten gehörte es zu den Ländern, die bald die Schwelle zur entwickelten Industriegesellschaft überschreiten sollten. Zeitweise übertraf das brasilianische BIP sogar das von Großbritannien - allerdings bei einer mehrfach größeren Bevölkerung von 200 Millionen Menschen.
Wie in vielen schnell wachsenden Wirtschaften verlief das Wachstum nicht ohne Reibungen und soziale Konflikte. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in Brasilien seit jeher besonders ausgeprägt und Proteste gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit gehören bereits länger zum Nachrichtenbild.
In Zeiten der Rezession dürften sich solche Auseinandersetzungen noch verschärfen. Für dieses Jahr wird mit einem Negativwachstum von gut einem Prozent gerechnet. Brasilianische Staatsanleihen wurden aktuell auf Ramschniveau herabgestuft, die heimische Währung Real verfällt und die Inflation steigt. Die milliardenschwerden Investitionen für die Fußball-WM erwiesen sich im Nachhinein als Ressourcenvergeudung. Und bei der bevorstehenden Olympiade könnte es nicht anders sein.
Fallende Rohstoffpreise und Misswirtschaft als Problem
Viele von Brasiliens aktuellen Wirtschaftsproblemen haben mit dem Verfall der Öl- und Rohstoffpreise zu tun. Mehr als die Hälfte des Exports entfällt auf diese Produkte, die nach wie vor der Schatz des Landes sind. Brasilien verfügt über riesige Rohstoffreserven. In Zeiten niedriger Preise nutzt das allerdings wenig, dann machen sich sinkende Exporterlöse erst einmal negativ bemerkbar.
Das andere Manko liegt in der politischen Klasse. Grassierende Korruption und Misswirtschaft sind ein brasilianisches Problem, das unter Präsidentin Rousseff einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Unter ihrer Regierung häuften sich auch dirigistische Eingriffe in die Wirtschaft, das hat dem Wachstum nicht gut getan. Gleichzeitig wuchs die Staatsverschuldung in besorgniserregendem Ausmaß. Für wirksame Strukturreformen und die Bekämpfung der Missstände fehlt offenbar der politische Wille oder die Kraft. Daher dürfte die brasilianische Misere noch eine Zeitlang anhalten.
Für Investoren ist das nicht unbedingt ein Argument für ein Brasilien-Engagement. Dabei sind die Grundvoraussetzungen für eine Erholung auf lange Sicht durchaus positiv. Neben den Rohstoffen verfügt das Land über eine im Schnitt gut ausgebildete Bevölkerung, eine differenzierte und hochentwickelte Industrie sowie gigantische Agrarflächen.