Schauen wir uns mal ein aktuelles Beispiel an. Das Berliner Unternehmen "Hello Fresh" wird momentan vor Börsengang mit 2,6 Mrd. € bewertet. Ganz schön anspruchsvoll für ein Unternehmen, das 70 Mio. € Umsatz und 12 Mio. € Verlust im vergangenen Jahr erzielte. Das bedeutet, dass jeder Euro Umsatz mit rund 37 € bewertet wird. Ein Verhältnis zum Gewinn ist logischerweise nicht zu ermitteln, da das Unternehmen Verluste schreibt und unklar ist, wann die Gewinnzone erreicht wird.
Ziehen wir mal als Vergleich ein gestandenes Unternehmen aus der IT-Branche hinzu, welches Jahr für Jahr hervorragende Zahlen präsentiert, die Bechtle AG aus Neckarsulm. 2014 machte das Unternehmen 2,58 Mrd. € Umsatz und 108 Mio. € Gewinn. Die Börsenkapitalisierung liegt interessanterweise bei 1,62 Mrd. €. Jeder Euro Umsatz wird also mit 0,62 € bewertet.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass "Hello Fresh" anhand der Bewertung des Umsatzes knapp 60 mal so teuer bewertet wird, wie ein bestandenes, gut wachsendes Unternehmen aus einer ähnlichen Branche. Wie man hört, soll "Hello Fresh" dieses Jahr an die Börse gebracht werden.
Wir wünschen diesem und anderen Unternehmen viel Glück dabei, die höchst ambitionierten Ziele auch zu erreichen, ansonsten sehen wir für Privatanleger hier eine große Gefahr, teures Lehrgeld für völlig überzogene Börsengänge zu bezahlen. In diesem Punkt hat sich der Markt nicht geändert, Börsenbewertungen werden sich irgendwann den tatsächlichen Geschäftsdaten wie Umsatz, Gewinn und Cashflow annähern. Und hier scheint uns bei manchem Startup die Fallhöhe doch enorm. Daher machen wir aus dem Fragezeichen in der Überschrift ein dickes Ausrufezeichen.