Als das junge Fintech-Unternehmen Ginmon vor einiger Zeit auf Investorensuche ging, stieß es auf offene Ohren. In der kürzlich beendeten Finanzierungsrunde, die vierfach überzeichnet war, sammelte Ginmon einen siebenstelligen Eurobetrag ein. Fintech steht für innovative Technologien im Bereich der Finanzdienstleistung. Aus financial services und technology wurde das Kofferwort Fintech.
Geld anlegen mit minimalem Zeitaufwand
Die Idee, die dem Ginmon-Gründer Lars Reiner kam, als er noch als Angestellter für die Deutsche Bank tätig war, klingt verlockend. Er erkannte, dass sich die Abläufe beim Strukturieren von Vermögen automatisieren lassen. Digitale Technik und geschickte Anwendung der Mathematik machten es ihm möglich, eine digitale Plattform zu entwickeln, mit der sich Indexfonds (ETF) zeitsparend und kostengünstig verwalten lassen. Zur Zeit wird Ginmon vorwiegend von professionellen Investoren genutzt. Die Zahl der Kunden soll vierstellig sein, das verwaltete Vermögen liegt im zweistelligen Millionenbereich. Das Kapital, das er jetzt angesammelt hat, will er nutzen, um international aktiv zu werden und seine Plattform auch für andere Finanzdienstleister zugänglich zu machen.
Vermögensverwaltung für jedermann
Die klassische Verwaltung von Vermögen ist zeit- und personalintensiv. Darum können Bankkunden mit kleineren Anlagesummen von einem solchen Service in der Regel nur träumen. Die Beratung, die sie in ihrer Bank bekommen, ist meist ein Verkaufsgespräch. Eine Analyse der Depotstruktur und mögliche Handlungsempfehlungen werden dem Kunde zur Zeit von den meisten Banken nicht geboten. Doch das soll sich schon bald ändern. Neben Ginmon gibt es ein Dutzend weitere Robo-Advisoren, die auch für Sparer, die beispielsweise 5.000 Euro anlegen wollen, automatisierte Anlageentscheidungen bereitstellen. Mit Hilfe regelbasierter Mathematik-Modelle überwacht der Robo-Advisor kontinuierlich die Struktur des Depots und liefert Vorschläge zur Anpassung des Investments an die aktuelle Situation.
Verbraucherschützer sind noch nicht restlos überzeugt
Die Zeitschrift Ökotest hat zwölf Anbieter, die das Vermögen ihrer Kunden mit Unterstützung der Mathematik effizient verwalten, etwas genauer unter die Lupe genommen. Sehr lobend erwähnten die Verbraucherschützer die Preistransparenz aller Anbieter. Bis zu 1,4 % der Anlagesumme müssen die Kunden für den Service zahlen, bei konventionelle Vermögensverwaltern sind es etwa 2 %. Ein großer Teil der Anbieter unterbreitet seinen Kunden zwar Vorschläge für die Geldanlage, lehnt jedoch eine Haftung ab. Kritikwürdig sei ebenfalls, dass nicht in jedem Falle ein Beratungsprotokoll erstellt wird. Sollte es zum Streit kommen, hätten die Anleger Probleme bei der Beweisführung.