Dies zeigte sich auch nach der jüngsten Terrorserie in Paris. Man mag es als ein Zeichen von Widerstandsfähigkeit, Gewöhnung oder auch von Relativierung betrachten, aber die Marktreaktionen auf Schreckensereignisse wie in Frankreich fallen immer schwächer und kürzer aus. Das lässt sich im Zeitablauf gut belegen.
Terror und das Gefühl der Unsicherheit
Eigentlich ist es zentrales Ziel der Attentäter, Angst zu verbreiten und für Unsicherheit zu sorgen. In solchen Phasen eines Gefühls der Gefährdung reagieren Börsen üblicherweise mit Kursabschlägen. Dies ist quasi im Preisbildungsmechanismus so angelegt. Die Kurse spiegeln die Erwartungen des Marktes an die Zukunft wieder. Wenn die Aussichten negativer beurteilt und Risiken höher bewertet werden, führt das automatisch zu Kursrückgängen. Das Ausmaß und die Dauer sagt dabei auch etwas darüber aus, für wie "gewichtig" ein Ereignis gehalten wird.
Nach den Anschlägen am 11. September 2001 in den USA fielen die Reaktionen noch heftig aus. Nach der Wiedereröffnung der Börsen dauerte es exakt einen Monat, bis sich die Kurse wieder erholen konnten. Die Dimension der Attentate in New York und Washington ist allerdings bis heute unerreicht. Damals kamen gut 3.000 Menschen bei erzwungenen Flugzeug-Crashs ums Leben. Bei den Anschlägen auf Bali 2002, in Madrid 2004 und in London 2005 waren die Börseneinbrüche schon deutlich kürzer.
Globalisierung: immer geringere Terror-Effekte
Bei dem Bali-Attentat erholte sich die indonesische Börse bereits nach einem halben Monat, ähnlich reagierte die spanische Börse nach den Madrider Zuganschlägen. Bei den Attentaten auf Londoner Busse und U-Bahnen hatte die britische Börse nach einem Tag wieder ihr Ursprungsniveau erreicht.
Auch nach den Anschlägen in der französischen Hauptstadt blieben die Auswirkungen äußerst moderat. Die Pariser Börse drehte am Montag nach den Ereignissen Stunden später wieder ins Plus, an anderen Börsenplätzen sah es kaum anders aus. Es gab weder eine Flucht in Gold, noch verstärkte Umschichtungen in sichere Anleihen oder deutliche Ausschläge an den Devisenmärkten.
Die Globalisierung scheint dem Terror ein Stück weit seine Kraft zu nehmen. So schlimm die Anschläge im Einzelnen sind, im globalen Maßstab verlieren sie an Bedeutung. Heute wirken so viele unterschiedliche Nachrichten und Informationen auf die Finanzmärkte ein, dass ein singuläres Vorkommnis weniger relevant wird. Dabei zeigt sich ein gewisser "Lerneffekt". Nachdem frühere Attentate die Weltwirtschaft nicht nachhaltig schädigen konnten, spricht wenig dafür, dass es diesmal im Zeichen der Globalisierung anders sein sollte.