Und die Kindergartenlandschaft hat sich mittlerweile deutlich verändert. Häufig wird das Ausmaß des Lernens in den ersten Lebensjahren stark unterschätzt. Dabei müssen kleine Menschen eine Unzahl von Eindrücken verarbeiten und sich viele Dinge aneignen, die uns als Erwachsene selbstverständlich, ja oft banal erscheinen. Für die Jüngsten sind sie aber eine Herausforderung. Das beste Beispiel dafür ist die Sprache. Wer sich als Erwachsener mit einer Fremdsprache abmüht, kann vielleicht die Leistung würdigen, die das Sprechenlernen für Kleinkinder bedeutet.
Lernen fängst schon früh an
Bei vielen anderen, scheinbar einfachen Dingen fällt das schon schwerer. Doch Fertigkeiten wie das Schuhebinden, das An- und Ausziehen oder richtig essen wollen erst einmal erworben sein. Dazu bedarf es langer Übung. Heute noch befasst sich die Politik, wenn es um Kindergärten geht, vor allem mit Kapazitäts- und Organisationsfragen.
Seit 1996 existiert in Deutschland für jedes Kind ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. In der aktuellen Diskussion geht es vornehmlich um mehr Betreuungsangebote für berufstätige Eltern und Beitragsentlastungen. Demgegenüber stand und steht die Bildung im Kindergarten eher im Hintergrund. Doch auch in diesem Bereich hat sich inzwischen einiges getan. Seit in Pisa-Studien manche Bildungsdefizite hierzulande festgestellt wurden, wird auch der Bildung im Kindergarten mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Praktisch alle Bundesländer haben inzwischen entsprechende Bildungspläne aufgelegt. Universitär wurde ebenfalls aufgestockt. War Frühpädagogik noch vor einigen Jahren ein exotisches, ja fast belächeltes Fach, existieren heute über hundert Lehrstühle hierfür.
Ungeahnte Potentiale - es gibt viel zu tun
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Kindergarten-Praxis umzusetzen, ist sicher die Aufgabe der jeweiligen Erzieher vor Ort. Erst langsam setzt sich dabei in der Öffentlichkeit das Bewusstsein durch, dass Kindergarten-Arbeit eine anspruchsvolle Tätigkeit ist und ganzen Einsatz erfordert. Viele Kindergärten haben sich inzwischen auf ihren erweiterten Bildungsauftrag eingestellt. Den kleinen Schützlingen steht heute ein vielfältiges Angebot zur Verfügung, das sich sehen lassen kann.
Der Phantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Insektenhotels, Wasserlabore oder Theaterbühnen sind nur einige Beispiele für mögliche Umsetzungsideen. Nicht zu unterschätzen ist auch das Potential, das Kindergärten bei der Integration von Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund oder einem Flüchtlingsschicksal besitzen. Hier kann man nicht früh genug mit der Arbeit anfangen und die Bildung im Kindergarten ist die beste Möglichkeit, um sich später in unserer Gesellschaft zurechtzufinden.