Zumindest in den urbanen Ballungszentren zeigen die Immobilienpreise einen rasanten Aufwärtstrend. Dieser hat kürzlich auch die Bundesbank beschäftigt. Die Preissteigerungen für Immobilien in Innenstadt-Lagen sind aus ihrer Sicht "fundamental nur noch schwer" zu rechtfertigen. Insbesondere bei Etagenwohnungen in urbanen Ballungszentren wie Frankfurt am Main, Hamburg oder München seien die Preise derzeit nicht mehr durch längerfristige demografische und wirtschaftliche Einflussfaktoren gedeckt, sondern anhand der Schätzung der Bundesbank um bis zu 20 Prozent überteuert. Auch in kleineren Städten dreht sich die Immobilien-Preisspirale - die Bundesbank meldete hier eine Überbewertung von Eigentumswohnungen zwischen fünf und zehn Prozent. Die Preise von Einfamilienhäusern hätten sich sowohl in urbanen als auch ländlichen Regionen dagegen bisher nicht messbar von einem "fundamental gerechtfertigten Niveau" entfernt.
Bundesbank sieht in Deutschland Preisanstieg, jedoch keine Immobilienblase
Derart kritisch meldet sich die Bundesbank zum ersten Mal zum privaten Immobilienmarkt zu Wort. Eine Immobilienblase sieht sie allerdings bis auf weiteres nicht. Zwar sind die Immobilienpreise in den urbanen Ballungsräumen in den letzten drei Jahren um über 25 Prozent gestiegen, der bundesweite Durchschnitt liegt dagegen bei nur acht Prozent. Trotzdem begründe das Preisgefüge auf dem Wohnungsmarkt derzeit keine erheblichen gesamtwirtschaftlichen Gefahren, da der Umfang der Immobilienkredite in diesem Sektor seit 2010 nur "moderat gewachsen" sei. Im Gegenteil hätten die Banken ihre Vergabekriterien in diesem Zeitraum eher verschärft. Parallelen zur Immobilienblase in den USA, die durch faule Kredite ab 2007 maßgeblich in die globale Krise führte, seien in Deutschland daher nicht gegeben. Die Warnungen der Bundesbank zielen demgegenüber vor allem auf das Verlustrisiko für die Käufer, die bei einem späteren Verkauf mit einem Abschwung der Immobilienpreise rechnen müssten.
Interesse an deutschen Immobilien - bis auf weiteres ungebrochen
Kurzfristig erwartet die Bundesbank allerdings kein Nachlassen des aktuellen Preisdrucks. Trotz intensiver Bautätigkeit und einer spürbaren Ausweitung des Angebots sei die Nachfrage nach Eigentumswohnungen bisher nicht befriedigt. Als Gründe dafür nannten die Banker die nach wie vor kräftige Zuwanderung nach Deutschland, aber auch einen generellen Mangel an Etagenwohnungen, der erst beseitigt werden könne, wenn ihre Vermietung ausreichende Renditen liefere. In diesem Kontext wertete die Bundesbank auch die derzeit diskutierte Mietpreisbremse als kontraproduktiv. Gleichzeitig setzen immer mehr Wohnungskäufer auf die eigene Immobile als zentrale Säule ihrer privaten Altersvorsorge. Das generell steigende Interesse an einem Immobilienerwerb begründete die Bundesbank außerdem mit dem niedrigen Zinsniveau, einem verstärkten Engagement ausländischer Investoren, fehlenden Anlage-Alternativen sowie größerer Zuversicht in die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung.