Würfeln ist oft besser
Die US-Beratungsfirma CXO Advisory hat Börsenprognosen von 68 prominenten Finanzexperten näher unter die Lupe genommen, die ihre Voraussagen im Zeitraum 2005 bis 2012 publik machten. Das Ergebnis ist ernüchternd. Nicht einmal die Hälfte der Börsenprognosen war zutreffend, die Mehrzahl lag daneben. In der Konsequenz bedeutet das: wer seine Voraussage mit dem Würfel ermittelt hätte, hätte nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit besser abgeschnitten.
Völlig daneben: Crash-Propheten
Völlig daneben lagen im vergangenen Jahr Propheten, die den großen Crash vorhersagten. So warnte Börsenguru Marc Faber vor gut zwölf Monaten vor einem massiven Börsenkrach, da die Weltwirtschaft nur noch langsam wachse, die Kurse schon stark gestiegen seien und die Politik des billigen Geldes die Blasenbildung begünstige. In die gleiche Kerbe schlug Felix Zulauf, der Präsident von Zulauf Asset Management. Er argumentierte mehr charttechnisch für den Crash und empfahl Gold als Alternative.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Tatsächlich verzeichneten die meisten Börsen in 2014 ein erneutes Plus, während der Goldpreis in den Keller ging. Dennoch finden Crash-Propheten immer ihr Publikum. Es mag das Spektakuläre der Botschaft sein, was ihre Anhänger fast magisch anzieht.
Ursachen für Fehlprognosen
Aber auch Börsenprognosen, die sich auf ausgefeilte Analysen und komplexe mathematische Modelle stützten, lagen nicht unbedingt besser. Das gilt auch für die Vorhersagen von Wissenschaftlern, die sich eingehend mit der Theorie der Märkte befassen. Nach Ansicht des deutschen Finanzmarktforschers Markus Spiworks sind diese häufigen Fehleinschätzungen kein Zufall, sondern systemimmanent. Er sieht vor allem drei Ursachen für Fehlprognosen:
- die meisten Vorhersagen seien gar nicht zukunftsbezogen, sondern eine Variation und Übertragung von Gegenwart und näherer Vergangenheit;
- Experten neigten zur Selbstüberschätzung, aufgrund ihres hohen Wissen werde die eigene Prognosefähigkeit meist zu hoch bewertet;
- Vorhersagen, die sich auf Modelle stützen, leiden unter den zwangsläufig idealtypischen Annahmen und der Abstraktion von der Realität.
Prognosefrei investieren am besten
Die Konsequenz aus diesem Prognose-Desaster für Geldanleger ist, möglichst prognosefrei zu investieren. Das bedeutet zum einen, nicht auf kurzfristige Marktschwankungen zu schauen, sondern möglichst breit in unterschiedliche Anlageklassen zu diversifizieren und zum anderen, gestaffelt und regelmäßig zu investieren, um unabhängig von den Wechselfällen der Märkte zu sein. Mit dieser Strategie, die ohne Börsenprognosen auskommt, gelingt langfristige Vermögensbildung nachweislich am besten.