Das Ausmaß der öffentlichen Erregung, die die Ankündigung des 5.000 Euro-Bargeldlimits auslöste, hatte der Bundesfinanzminister wohl nicht erwartet. Dass sich die Begeisterung in Grenzen halten würde, dürfte ihm allerdings klar gewesen sein. Anders sind die regierungsamtlichen Beschwichtigungen, dass an keine grundsätzliche Bargeld-Abschaffung gedacht sei, nicht zu erklären. Auch die Begründung der Initiative - Bekämpfung von Geldwäsche, Schwarzarbeit, Kriminalität und Terrorismus - weist in diese Richtung. Dagegen kann niemand etwas haben. In Umfragen sprechen sich allerdings rund drei Viertel der Deutschen weiterhin für die Beibehaltung von Bargeld aus.
Nicht nur drohende Negativzinsen
Es ist dabei nicht nur die Angst vor Negativzinsen, die die Bevölkerung am Baren hängen lässt. Tatsächlich ist "Omas Sparstrumpf" bei Zinsen unter Null die einzige Möglichkeit, Geld verlustfrei zu halten. Nach der jüngsten, erneuten Zinssenkung durch die EZB ist die Wahrscheinlichkeit negativer Zinsen noch einmal größer geworden. Es gibt aber darüber hinaus auch noch andere Motive, um die Anhänglichkeit an Banknoten und Münzen zu erklären.
Da ist zunächst der Wunsch nach Autonomie und Unabhängigkeit. Mit Bargeld in der Tasche ist man jederzeit und überall "flüssig". Bei bargeldlosen Transaktionen - ob per Online-Überweisung oder Kartenzahlung - sind dagegen entsprechende technische Infrastrukturen, deren Funktionieren und die Akzeptanz beim Empfänger nötig. Es gibt nicht wenige Menschen, die die Zahlungssicherheit des Baren schätzen. Eine Einschränkung der Bargeldnutzung wird in diesem Kontext als überflüssige Beschränkung der eigenen Freiheit und Entscheidungsspielräume empfunden.
Der Schutz der Privatspähre
Und Bargeld hat noch einen entscheidenden Vorteil: es hinterlässt keine Spuren. Das wünschen sich nicht nur Menschen, die gegen das Gesetz verstoßen. Im Internet-Zeitalter hat das Sammeln von Daten über das persönliche Verhalten - zum Beispiel beim Einkaufen und Verreisen - oder bezüglich persönlicher Interessen und Neigungen ungeahnte Dimensionen erreicht. Der "gläserne" Mensch ist heute zu einem guten Teil Realität. Mit Bartransaktionen kann man sich dieser Datensammelwut entziehen. Wer sich im Netz nicht komplett "outen" möchte, dem bleibt nur das bare Bezahlen.
Es gibt auch darüber hinaus Situationen im täglichen Leben, in denen Menschen Wert darauf legen, dass ihre Privatsphäre gewahrt bleibt. Der Gang zum Psychotherapeuten oder bestimmte persönliche Vergnügungen sollen anonym und für unbeteiligte Dritte nicht nachvollziehbar bleiben. Dieser Wunsch ist legitim. Mit barem Bezahlen gelingt dies.