Sie kamen nicht aus den Schlagzeilen, kaum eine Woche verging, ohne dass die deutschen Banken wieder zu Strafzahlungen wegen unlauterer Geschäftspraktiken verurteilt worden wären. Die Strafen in Milliardenhöhe ließen die Kurse auf nie gesehene Tiefstände einbrechen - allen voran die Deutsche Bank und die Commerzbank. Nun legen diese Aktien einen ordentlichen Gewinn hin und da scheint noch Luft nach oben zu sein.
Das Umfeld: Die Notenbanken stärken Bankaktien
Beide Banken befinden sich noch immer in einer Umstrukturierungsphase, sie haben Federn gelassen und müssen sich nun neu aufstellen. Es ist vor allem das Umfeld, das ihnen derzeit in die Hände spielt: Sowohl Janet Yellen von der FED als auch Mario Draghi von der FED waren mit ihrer Nullzinspolitik einst für einen Großteil der Probleme der Banken verantwortlich, da die Zinseinnahmen drastisch wegbrachen - im Gegenteil, parken die Banken ihre Barmittel bei den Zentralbanken, müssen sie dafür noch Strafzinsen als Kosten einplanen.
Aktuell kehrt sich die Stimmung jedoch um, denn beide Zentralbanken haben vorsichtige Signale ausgesendet, die ein Ende der ultralockeren Geldpolitik zumindest in den Bereich des Möglichen rücken ließen. Die FED hat immerhin mit einer Mini-Zinsanhebung auf 1,0 bis 1,25 Prozent den Andeutungen erste kleine Taten folgen lassen, Mario Draghi dürfte sich damit noch etwas Zeit lassen. Ein Zurückfahren des Anleihekaufprogramms wird frühestens für 2018 erwartet. Und doch trieb allein diese Andeutung die Rendite deutscher Staatsanleihen auf 0,6 Prozent und damit auf den doppelten Satz.
Das Problem: Vorsicht ist immer noch geboten
Kann sich dieser zaghafte Zinsanstieg fortsetzen, verdienen Banken logischerweise wieder mehr Geld. Ebenso wichtig ist das wirtschaftliche Umfeld, denn je stärker die Wirtschaft brummt, desto weniger Kredite fallen aus. Vor diesem Hintergrund müssten deutsche Banken wieder verstärkt in den Anlegerfokus rücken, zumal die Kurse noch immer niedrig sind. Erste Investoren haben sich auch wieder getraut, sich allerdings ausschließlich auf die Deutsche Bank konzentriert.
Dafür sprechen einige Gründe: Die größten rechtlichen Risiken scheinen nun aus der Welt zu sein, die Kapitalerhöhung ist geglückt und das schwächende Kreditgeschäft wirkt sich nicht allzu drastisch auf die Situation aus.
Bei der Commerzbank fehlt ein klares Zukunftsmodell, es ist sogar davon die Rede, dass ausländische Investoren in den Startlöchern stünden.
Bankaktien können interessant werden, wenn das Management mit seiner Linie überzeugt - und darauf sollten Anleger in jedem Fall schauen.