Hier hält Mario Draghi unbeirrt an seinem Kurs einer ultra-lockeren Geldpolitik mit niedrigsten Zinsen fest. Das auf 1,7 Billionen Euro angelegte EZB-Anleiheaufkaufprogramm läuft noch mindestens bis zum Jahresende. Wie es danach weitergeht, ist einstweilen unklar. Die einzige "Straffung" in diesem Zusammenhang ist eine leichte Reduzierung der Anleihekäufe. Ab April will die Euro-Notenbank nur noch Anleihen im Umfang von 60 Milliarden Euro im Monat statt bisher 80 Milliarden Euro vom Markt nehmen.
Wie lange kann Draghi dem Zinsdruck standhalten?
Bei den Zinsen sendet Mario Draghi bei fast jeder sich bietenden Gelegenheit das Signal, dass sie noch lange niedrig bleiben werden. Bereits seit einem Jahr liegt der Leitzins bei Null Prozent, der Einlagenzins sogar bei -0,4 Prozent.
Obwohl sich zuletzt die "offizielle" Inflation im Euro-Raum der von der EZB anvisierten Marke von 2 Prozent näherte und die Zeichen für eine konjunkturelle Belebung etwas stärker werden, ist für den Chef der Euro-Notenbank der Zeitpunkt für eine Anhebung offenbar noch nicht gekommen.
Finanzexperten sind allerdings der Ansicht, dass sich Mario Draghi auf Dauer nicht dem aus den USA kommenden Druck in Richtung höherer Zinsen wird entziehen können. Wenn die FED mit ihrer Strategie der "häppchenweisen" Leitzinserhöhungen fortfährt, wird irgendwann auch für die EZB der Zeitpunkt des Handelns gekommen sein. Da die Konjunktur in den USA derzeit sehr robust scheint und die Zeichen für weiteres Wachstum ganz gut stehen, sind dort höhere Zinsen sehr wahrscheinlich.
Straffere EZB-Geldpolitik ab 2018 wahrscheinlich
Folgt man zum Beispiel William de Vijlder, Chefvolkswirt der französischen Großbank BNP Paribas, ist noch in diesem Jahr mit einem ersten zaghaften Zinssignal nach oben seitens der EZB zu rechnen. Er erwartet im September eine Anhebung des Einlagenzinses von -0,4 auf -0,3 Prozent. Für das kommende Jahr sieht de Vijlder dann eine schrittweise Reduzierung des Anleihekaufprogramms. Auch das wäre ein Schwenk hin zu einer allmählich wieder etwas strafferen Geldpolitik.
Mit dieser Wende rechnet de Vijlder auch wieder mit einem stärkeren Euro. Der langfristige Gleichgewichts-Wechselkurs liege bei 1,25 Dollar für einen Euro. Der derzeitige Kurs liegt um 1,075 Dollar. Bis zum Jahresende könnte es für de Vijlder wegen der Zins- und Konjunkturspreizung aber erst einmal noch weiter abwärts gehen - bis hin zur Euro-Dollar-Parität.