Altersvorsorge für Frauen - bitte mehr Mut zum Risiko

Altersvorsorge für Frauen ist ein sensibles Thema. Trotz - oder gerade wegen - gebrochener Erwerbsbiografien und einer im Vergleich zu Männern höheren Lebenserwartung verdrängen Frauen die Notwendigkeit der eigenen Zukunftssicherung häufig. Wenn sie für ihre Altersvorsorge sparen, entscheiden sie sich häufig für konservative Anlagemodelle mit niedrigen Renditechancen.


Altersvorsorge, Frauen

Viele Menschen mit der Berufsbezeichnung "Finanzexperte" plädieren in der Altersvorsorge von Frauen dagegen für deutlich mehr Mut zu Risiken. Die Crux dabei: Geld ist für viele Frauen kein wirklich attraktives Thema. Die wenigsten von ihnen befassen sich frühzeitig mit der Planung einer zukunftsfähigen Altersvorsorge. Wenn sie sich im mittleren Lebensalter dann doch dafür entscheiden, wählen sie meist konservative Anlagemodelle, die zwar nur niedrige Renditen, jedoch hohe Sicherheit versprechen.

30 Prozent aller Frauen sind ohne private Altersvorsorge - mit steigender Tendenz

Im aktuellen Zinsumfeld ist eine solche Strategie jedoch mehr als problematisch. Ein echter Vermögensaufbau erfolgt derzeit nur mit Risiken. Die Zinsen für "sicheres" Tages- oder Festgeld kompensieren dagegen nicht einmal die Inflationsverluste, das Sparvermögen wird damit de facto auf lange Sicht vernichtet. Ein Ende der Niedrigzinsphase ist bis auf weiteres nicht abzusehen. Vermögensplaner und vor allem Vermögensplanerinnen, die vor allem Klientinnen beraten, wissen zudem, dass Frauen das Thema Altersvorsorge mehrheitlich verdrängen oder schlicht nicht wissen, an wen sie sich mit ihrer finanziellen Planung wenden sollen. Laut einer Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstitutes Infratest dimap verfügen 30 Prozent aller Frauen über keinerlei private Altersvorsorge, diese Gruppe ist damit in den vergangenen vier Jahren klar gewachsen. Trotzdem gehen nur 16 Prozent der befragten 1.500 Frauen, davon aus, dass sich ihr Lebensstandard im Seniorenalter verschlechtern wird.

Viele Frauen führen als Argument gegen eine private Altersvorsorge auch die Unsicherheit der Geldmärkte ins Feld oder verlassen sich darauf, dass sie später von der Rente ihres Mannes leben werden. Dagegen sprechen allerdings schon die hohen Scheidungszahlen - inzwischen wird in Deutschland jede zweite Ehe irgendwann geschieden. Unter Trennungen haben die weitaus meisten Frauen auch finanziell zu leiden. Oft hat sich der Ehemann zwar um seine eigene Altersvorsorge gekümmert, nimmt die Verträge, die auf seinen Namen laufen, jedoch in sein Leben nach der Ehe mit. Ebenso problematisch ist die Erwerbsstruktur von Frauen. Viele von ihnen arbeiten in Berufen mit niedrigen Gehältern, beispielsweise im Dienstleistungssektor oder in der Pflege. Nach Angaben der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung arbeiten zwei Drittel aller Mütter Teilzeit. Für eine eigene private Altersvorsorge ist ihr Einkommen damit oft zu niedrig.  Hinzu kommt der durch die Wirtschaftskrise ausgelöste allgemeine Trend zu Teilzeitstellen.

Zehn Prozent der Rentnerinnen leiden unter Altersarmut

Fakt ist: Wer im Alter aus der gesetzlichen Rentenkasse mehr als das Minimum von 700 Euro erhalten will,  muss über 45 Jahre pro Stunde mindestens 12,50 Euro brutto verdienen können und dafür eine Vollzeitstelle haben. Der Stundenlohn einer Altenpflegerin beläuft sich jedoch nur auf maximal neun Euro. Frauen, die von einem Teilzeit-Job wieder auf eine Vollzeitstelle wechseln, starten zudem auf einem deutlich niedrigeren Gehaltsniveau als ihre Kolleginnen ohne Teilzeit-Phase. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) macht auch im eigentlich reichen Deutschland dramatische Folgen aus: Unter Altersarmut leiden rund zehn Prozent der Rentnerinnen. 2,5 Prozent der Frauen erhalten Altersrenten unter 700 Euro und sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. Frauen ohne durchgehende Erwerbsbiografie erhalten aus der gesetzlichen Rente meist nur Beträge zwischen 550 und 750 Euro.

Möglichst früher Einstieg in die Altersvorsorge und etwas Mut zum Risiko

Experten schlagen daher vor, die Lasten der Familienarbeit von Frauen auch in finanzieller Hinsicht gerechter zu verteilen. In Kindererziehungszeiten sollte der Mann auch die Kosten für eine eigene private Altersvorsorge seiner Partnerin übernehmen - schließlich verzichtet diese dafür auch auf ein eigenes Einkommen sowie Karrierechancen. Zudem müssten Frauen dafür sorgen, mit dem Ansparen ihrer Altersvorsorge so früh wie möglich zu beginnen - optimal ist, wenn sie dabei nicht älter als 30 sind. Lange Ansparzeiten sorgen in diesem Fall auch bei kleinen Anlagebeträgen für einen wirksamen Vermögensaufbau. Jedes Jahrzehnt, das dafür verloren geht, verdoppelt später den Kapitaleinsatz, für die gewünschte Rente. Eine 20-jährige, die pro Monat 88,40 Euro zu einem Zinssatz von drei Prozent anlegt, kann zum Rentenbeginn unter Einrechnung des Zinseszins-Effektes mit einem Altersvermögen von 100.000 Euro rechnen. Eine 50-jährige muss für die gleiche Rentensumme einen Sparplan über 15 Jahre mit monatlich 441 Euro bedienen. Welches Sparmodell für die Altersvorsorge von Frauen zu empfehlen ist, richtet sich nach der persönlichen Einkommens- und Vermögenssituation ebenso wie nach dem Lebensalter.

Für Frauen mit geringem Einkommen sind vermögenswirksame Leistungen des Arbeitgebers sowie ein Riester-Sparplan zu empfehlen. Riester-Verträge gibt es bereits ab fünf Euro monatlich, der Staat schießt pro Jahr mindestens 154 Euro zu, für jedes Kind werden zusätzliche 300 Euro Subventionen fällig, Erziehungszeiten werden auf die Riester-Rente angerechnet. Selbstständige sind mit einer Rürup-Rente gut beraten.

Generell raten Experten trotz des höheren Risikos zu wertpapierbasierten Anlage-Modellen. Die Stiftung Warentest empfiehlt dafür beispielsweise Aktien- oder Renten-Indexfonds (ETFs), welche bei akzeptablen Risiken über Anlagezeiträume von zehn bis 15 Jahren attraktive Renditechancen bieten. Wenn sich das Rentenalter nähert, sollte das Vermögen in sichere Anlageformen umgeschichtet werden. Für eine optimale Planung der Altersvorsorge ist gerade für Frauen eine professionelle und unabhängige Finanzberatung wichtig, die Finanzprodukte nicht nur vermittelt, sondern auch erklärt und das Vorsorge-Modell auf die persönliche Lebenssituation der Klientin abstimmt.


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