Die Allianz-Aktie ist selbstverständlich ein Dax-Wert und gehört zu den Blue Chips am deutschen Aktienmarkt. In der Vergangenheit ist sie weniger durch eine dynamische Kursentwicklung als durch ihre Dividendenstärke aufgefallen. Im vergangenen Jahr erhielten die Aktionäre 7,60 Euro pro Aktie, was einer Dividendenrendite von 4,46 Prozent entsprach - mehr als verzinsliche Anlagen derzeit bringen. 2017 könnte die Ausschüttung sogar auf 7,80 Euro steigen.
Rationalisierung und Kosteneinsparung durch Digitalisierung
Dabei ist auch bei der Allianz nicht alles "Gold, was glänzt". Der Konzern steht unter Rationalisierungsdruck. Die Schaden-Kosten-Quote - eine maßgebliche Profitabilitätskennziffer in der Versicherungswirtschaft - hat sich zuletzt ungünstig entwickelt. Sie gibt das Verhältnis der laufenden Kosten für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu den Prämieneinnahmen an. Je niedriger die Quote ist, umso profitabler arbeitet eine Versicherung. Bei der Allianz stieg die Schaden-Kosten-Quote im ersten Quartal um 2,3 Prozent auf 95,6 Prozent an. Die Zielmarke liegt bei 94 Prozent. Bei der Konkurrenz - insbesondere beim schärfsten Wettbewerber, der HUK Coburg - ist die Quote deutlich niedriger.
Die nachhaltige Verbesserung der Kostenstruktur ist daher eine der wesentlichen Herausforderungen für die Allianz. Um sie zu bewältigen, soll konsequent auf Digitalisierung gesetzt werden. Die digitale Revolution hat längst auch die Versicherungswirtschaft erfasst. Viele Prozesse, die bisher von Menschenhand abgewickelt wurden, werden künftig auf digitaler Basis und automatisiert ablaufen. Von der Risikoprüfung bis zur Schadenbearbeitung können immer mehr Vorgänge ohne menschliches Zutun realisiert werden. Das wird nicht ohne Auswirkung auf die Beschäftigungssituation bleiben.
Arbeitsplatzsicherheit im Versicherungsgewerbe war einmal
Lange galt die Anstellung bei einer Versicherung als "sichere Bank" und fast so etwas wie Beamtentum. Im Zeitalter der Digitalisierung ist diese Arbeitsplatzsicherheit brüchig geworden. Auch der Marktführer Allianz plant Stellenabbau und hat weitgehend unbemerkt damit schon begonnen. 570 Stellen wurden in den letzten Monaten im Rahmen von Altersteilzeit bereits gestrichen. Bis 2020 sollen weitere 700 Arbeitsplätze wegfallen. Betroffen sind vor allem die Bereiche Betrieb und Schaden, bei denen jeder 12. Arbeitsplatz gestrichen wird. Hier dürfte das Altersteilzeit-Modell alleine nicht ausreichen.
Die jetzt anstehenden Maßnahmen könnten erst der Anfang sein. Die Verwaltungen der Versicherer gelten vielfach als "Wasserköpfe" und weitere Kosteneinsparungen sind auch durch die Zusammenlegung von Standorten möglich. Dem Beispiel Allianz dürfte mancher Konkurrent schon bald folgen.