Man kann dafür ökonomische und psychologische Gründe finden. In den USA hat die Aussicht auf ein milliardenschweres Infrastrukturprogramm und Steuersenkungen für die amerikanische Wirtschaft unter Trump den Kursen starken Auftrieb gegeben. Einstweilen gründen sich die Kurssteigerungen dort aber vor allem auf Hoffnungen, weniger auf Fakten. Vieles spricht dafür, dass die Kursrekorde zum Teil übertrieben sind. Ganz anders an der deutschen Börse. Hier überwiegt die Skepsis. Die protektionistische Haltung des neuen US-Präsidenten, die Unsicherheit über sein weiteres Agieren und drohende Strafzölle sind Gift für die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Von daher verwundert die verhaltene Kursentwicklung nicht.
Die Autolastigkeit des DAX bremst
Es gibt aber auch noch eine andere Erklärung für die unterschiedlichen Verläufe von DAX und Dow Jones und die liegt in der Konstruktion der Indizes selbst. Im DAX haben Autowerte einen überproportional hohen Anteil. Sie stehen für 40 Prozent der Umsätze und ein Drittel der Gewinne der DAX-Unternehmen. Umgekehrt sind Technologie- und Internetaktien unterrepräsentiert. Gerade diese Titel sind aber Hauptverursacher des US-Kursfeuerwerks. Werte wie Apple, Alphabet, aber auch Microsoft, Amazon oder Facebook haben in den letzten Monaten besonders deutlich zugelegt.
Deutsche Autoaktien erwecken derzeit keine allzu großen Kurshoffnungen. Der VW-Abgasskandal wirkt nach, die Branche wäre von US-Strafzöllen besonders betroffen und ob die Umstellung von traditionellen Antrieben auf Elektromobilität - die große Herausforderung der Zukunft - gelingen wird, steht einstweilen in den Sternen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Autowerte liegt aktuell nur noch bei neun, was vergleichsweise niedrig ist und für pessimistische Erwartungen spricht. Auf der anderen Seite weisen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse anderer DAX-Größen - BASF, SAP, Siemens - derzeit bereits recht hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse zwischen 17 und 20 auf. Hier ist nur noch wenig Luft nach oben.
MDAX und SDAX derzeit dynamischer
Vor diesem Hintergrund ist in den kommenden Monaten nicht unbedingt mit dramatischen und vor allem nachhaltigen DAX-Rekorden zu rechnen. Die Musik am deutschen Aktienmarkt spielt derzeit eher bei den Nebenwerten, die weit weniger autolastig sind. Während der DAX dümpelt, haben MDAX und SDAX zuletzt wiederholt Höchststände erreicht. Hier scheinen derzeit die aussichtsreicheren Kursperspektiven zu bestehen.