Eine der großen Stärken des Sparkassenverbandes war die Kundennähe - die Zeitform ist bewusst gewählt: Allein im Freistaat Bayern wurden im Jahr 2016 200 von 2.200 Sparkassen-Filialen und damit bundesweit rund 1.000 geschlossen. Vor allem in ländlichen Gebieten löst dieses Filialsterben Versorgungsengpässe aus, zumal in vielen Fällen nicht einmal ein Geldautomat erhalten bleibt.
Filialsterben 2016 - klassische Banken unter Druck?
Der enge Kundenkontakt scheint nicht mehr an erster Stelle zu stehen, wenn es um die Neuausrichtung der Unternehmenspolitik von Banken und Sparkassen geht. Natürlich ist das Marktumfeld schwierig, und das nun schon seit Jahren. Angesichts der hohen Kosten, die der Betrieb von Filialen nun einmal verursacht, scheinen die Streichungen also folgerichtig. Und doch ist es für viele und vor allem ältere Kunden enorm wichtig, sich mit Problemen oder Anliegen persönlich an den Bankberater ihres Vertrauens wenden zu können. Selbst Nachteile bei den Gebühren werden dafür gerne in Kauf genommen - zumindest bislang.
So ganz will auch die Begründung mit den eingebrochenen Zinseinnahmen nicht so recht verfangen, denn die Sparkassen schreiben nach wie vor Gewinne. Ein Fakt lässt sich jedoch nicht wegdiskutieren: Der moderne Bankkunde sucht nur noch einmal jährlich den Bankschalter auf, so die Sparkassen Bayerns in einer Erhebung. Dafür zeichnet in erster Linie die Digitalisierung verantwortlich, die viele der alltäglichen Transaktionen ganz einfach per Internet möglich macht - zu jeder Zeit und von jedem beliebigen Ort aus. So wird denn auch dem Filialsterben ein optimistisches Etikett angeheftet: Die betroffenen Mitarbeiter werden in größere Filialen integriert, Kompetenzen unterm Strich gebündelt.
Spaltung der Gesellschaft: internetaffin oder nicht?
Ein Durchschnittswert ist immer eine zweischneidige Angelegenheit, so auch beim Thema Filialsterben: Natürlich gibt es die junge und internetaffine Generation, die online nicht nur Konditionen vergleicht, sondern auch gleich die Initiative ergreift - nicht umsonst haben Direktbanken einen derartigen Erfolg. Aber es gibt eben auch die andere Seite der Medaille und damit die Menschen, denen der Umgang mit dem Geldautomaten bereits schwerfällt. Wer wird deren Versorgung mit Bargeld, Krediten und Geldanlagen in Zukunft sicherstellen?
Als lachender Dritter könnten hier die Genossenschaftsbanken hervorgehen, die sich deutlich flexibler auf die Herausforderungen dieser Zeit einstellen. Sie konnten auf diese Weise bereits im Jahr 2016 einen schönen Zuwachs verzeichnen, und dieser Trend dürfte sich im neuen Jahr fortsetzen und verstärken.