Bis 2018 will Volkswagen, -der größte Autobauer Europas -, die Anzahl seiner Mitarbeiter überwiegend im Ausland deutlich aufstocken. Gegenüber dem „Handelsblatt“ äußerte sich Bernd Osterloh, Betriebsratschef, dass der Konzern wachse und aus diesem Grund im Produktionsbereich weitere Mitarbeiter einstellen werde, jedoch verstärkt in China und weniger in Europa. Wie es in dem Bericht weiter heißt, soll die Mitarbeiterzahl von 550.000 auf rund 600.000 erweitert werden.
Osterloh führte weiter an, dass man gerade mit Blick auf die Absatzkrise innerhalb Europas bei der personellen Verstärkung sehr genau darauf achten sollte, wo diese stattfinden soll. Aktuell sind rund 300.000 Beschäftigte im Ausland für Volkswagen tätig, ungefähr die Hälfte von ihnen außerhalb von Europa.
Um 134 Prozent hatte Volkwagen die Anzahl der Beschäftigten in Asien in den vergangenen vier Jahren bereits erhöht. In der Zeit von Ende 2008 bis Ende 2012 stieg die Anzahl der Mitarbeiter im asiatischen Raum von 30.000 auf knapp 70.000 Mitarbeiter. Wie eine Auswertung des Geschäftsberichtes 2012 von Volkswagen belegt, ist der Asienanteil der gesamten Personalstärke von 8 auf 13 Prozent gestiegen.
Europas Automarkt zeigt sich schwach
Mit 44 Prozent war das Wachstum auf dem Heimatkontinent in den letzten vier Jahren deutlich schwächer.
Von weltweit 550.000 Mitarbeitern stellt Europa mit 410.000 Mitarbeitern zwar immer noch den Großteil der VW-Belegschaft, aber innerhalb des VW-Konzerns verliert der Anteil der Fahrzeugproduktion immer mehr an Gewicht. Innerhalb der vergangenen vier Jahre ging dieser von 62 auf 51 Prozent zurück.
Die Bundesrepublik hat ihre Bedeutung im Bezug auf den Fahrzeugausstoß sogar halbiert. Nach ursprünglich gut einem Drittel (34 Prozent) hielt Deutschland Ende 2012 nur noch 17 Prozent an der Gesamtproduktion des Konzerns. Asien dagegen wuchs von 16 auf 29 Prozent Produktionsanteil.
Internationalisierung ist Winterkorns „Stein der Weisen“
Im Rahmen der Bilanzvorlage machte Martin Winterkorn, VW-Chef, die Internationalisierung zum Mittelpunkt seiner Rede. Dabei betonte Winterkorn, dass sich die Zukunft des Konzerns zunehmend mehr in Russland, Indien, Amerika, Südostasien und China entscheiden würde.
Somit sei Volkswagen ein bisschen amerikanischer, brasilianischer, russischer und auch chinesischer geworden, ein gutes Stück internationaler eben. Laut Winterkorn soll sich dieser Trend auch in den folgenden Jahren weiter fortsetzen. Aktuell würden die Manager doppelt so häufig im Ausland tätigt sein, als noch im Jahr 2007.
Dennoch gab Winterkorn erst kürzlich ein Versprechen, dass er seine Mitarbeiter in der Heimat, trotz des massiven Personalaufbaus in China, weiterhin halten werde. Auch vor wenigen Tagen noch sagte der VW-Chef, Volkswagen würde zu Europa und auch zu Deutschland stehen. Die Mitarbeiter dort zu halten, sei die Management-Aufgabe des Konzerns.
Die Beschäftigung in der Autobranche muss in Europa gehalten werden
Auto-Experte Prof. Stefan Bratzel ist davon überzeugt, dass es für die gesamte Autobranche eine Herausforderung sein wird, die Beschäftigung in dem Absatzkrisengebiet Europa zu halten. Bereits jetzt sei eine deutliche Verschiebung nicht nur im Bezug auf Produktion und Markt deutlich erkennbar, sondern auch im Bereich der Beschäftigung, so Bratzel.
Für Bratzel stellt sich lediglich die Frage, ob die Autoindustrie in Deutschland den aktuellen Beschäftigungslevel halten kann. Immerhin sei auf absehbare Zeit kein Wachstum auf dem Heimatkontinent in Sicht. Der Auto-Experte ist sich sicher, dass die absolute Beschäftigungszahl der Autoindustrie innerhalb von Europa auf lange Sicht zurück gehen wird.
Vor allem im Bereich der niedrigqualifizierten Produktionskräfte erwartet Bratzel in den kommenden 10 bis 15 Jahren einen langsamen Rückgang der Arbeitsplätze. Sollte die Anzahl der Fachkräfte auf einem konstanten Level gehalten werden können, sei schon viel gewonnen.
Eine Statistik der Weltbank zeigt deutlich, wie unumkehrbar diese Entwicklung sein könnte. Im Jahr 2012 kamen auf 1.000 deutsche Einwohner rein rechnerisch rund 517 Fahrzeuge. Gerade einmal 44 waren es in China. (FR/BHB)