Die Anzeichen wirtschaftlicher Erholung lassen die Zinsen steigen
Erste Indikatoren einer wirtschaftlichen Besserung und die Hoffnungen auf eine weiterhin lockere Geldpolitik der EZB haben letzte Woche vor allem langlaufenden Bundesanleihen einen ordentlichen Zinsschub verpasst. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe nahm dabei vorübergehend die Zweiprozentmarke und befand sich damit auf ihrem seit März 2012 nicht mehr erreichten Höchststand. Doch ist der derzeitige Trend nicht auf Deutschland beschränkt, auch die britische Börse verzeichnete Spitzenwerte bei den Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen.
Die Indikatoren der britischen Wirtschaft stehen auf gut und trieben die Zinsen für Zehnjährige auf knapp drei Prozent. Der Hintergrund dieser Entwicklung ist laut Expertenmeinungen darin zu suchen, dass die Märkte die Europäische Zentralbank (EZB) testen wollen. Hält die EZB angesichts der verbesserten Konjunkturdaten vieler EU-Länder an ihrer lockeren Geldpolitik fest oder strafft sie die Zügel? Sowohl in Großbritannien als auch in der EU zeigen sich die Zentralbanken derzeit nicht zu einer Richtungsänderung bereit, es gab wieder keine Korrektur der Leitzinsen. Die Entscheidungen führten jedoch zu keinen dramatischen Kursschwankungen, sie waren am Markt in dieser Form erwartet worden.
Die Zinsen der deutschen Staatsanleihen folgen dem amerikanischen Trend
Da die Führungen beider Zentralbanken keine Veränderung ihrer Geldpolitik bekunden, vergrößern sich die Abstände zwischen kurz-und langfristigen Staatsanleihen immer deutlicher. Die Finanzmärkte interpretieren solche Trends gerne mit einer allgemeinen Belebung der Konjunktur. Angesichts der Tatsache, dass an den Außenbereichen der EU jederzeit wieder eine neue Krise ausbrechen kann, will sich jedoch kaum jemand zur Weiterentwicklung der Staatsanleihen und Zinsen äußern. Auch eine Eskalation des Konflikts in Syrien könnte auf die Entwicklung der Staatsanleihen Einfluss ausüben und den Trend zumindest vorübergehend aussetzen.
Da Europa Schwierigkeiten damit hat, sich von dem Anstieg der Zinsen in den USA abzukoppeln, sollten die Anleger den Trend in Amerika gut im Auge behalten. Denn wenn die Renditen der amerikanischen Staatsanleihen um 100 Basispunkte in die Höhe gehen, folgen die deutschen Renditen in der Regel mit 60 Basispunkten. Die EZB freut sich sicher nicht über diese Entwicklung, Herr Draghi weiß derzeit jedoch nicht, wie er den steigenden Zinsen Einhalt gebieten soll.