Wie Fritz Zurbrügg, SNB-Direktoriumsmitglied, äußerte, sind die Schweizer Franken nach wie vor zu hoch bewertet. Eine Deckelung des Kurses durch die SNB wäre aufgrund der Unsicherheiten in Europa auch weiterhin notwendig, so Zurbrügg gegenüber der Aargauer Zeitung.
Dennoch vertritt Zurbrügg die Ansicht, dass der Franken aktuell gegenüber dem Euro überbewertet ist, doch der Mindestkurs sei für die nächste Zeit das geeignetste Mittel, um eine Preisstabilität zu gewährleisten.
Im September 2011 hatte die SNB für die Einführung eines Mindestkurses von 1,20 Franken je Euro gesorgt. Der Mindestkurs soll den Exporteuren helfen und gleichzeitig eine Deflation abwenden, da die Schweizer Landeswährung mit dem Euro schon nahezu gleichgestellt war. Seither zeigt sich der Franken schwächer, denn das Nachlassen der Schuldenkrise im Euroraum hat für einen Rückgang der Nachfrage als sicherer Hafen für geltende Vermögenswerte gesorgt.
Währungsreserven haben Rekordniveau erreicht
Gegenüber dem Euro hat der Franken zwar 1,6 Prozent verloren, dennoch liegt er immer noch 11 Prozent über dem fünfjährigen Durchschnitt und ganze 27 Prozent höher als bei dem Tief im Oktober 2007, mit einem Stand von 1,6828.
Bedingt durch die Verteidigung des Mindestkurses stiegen die Fremdwährungsreserven der Schweizer Nationalbank auf ein Rekordvolumen an. Seit der Deckelung zogen die Bestände um mehr als 50 Prozent an. Das entspricht 427 Milliarden Franken oder 347 Milliarden Euro.
Nach Zurbrügg´s Angaben musste vor allem im zweiten und dritten Quartal des vergangenen Jahres stark interveniert werden, was auch eine Ausweitung der Bilanz zur Folge hatte. Dennoch war dieses Vorgehen erforderlich, um der starken Überbewertung des Franken entgegen zu wirken.
Die Extremrisiken auf den europäischen Finanzmärkten seien durch das zurückkehrende Vertrauen zwar verschwunden, aber nach wie vor seinen immer noch Risiken in Europa vorhanden und somit auch die Gefahr größerer Wechselkursbewegungen. Aus diesem Grund würde man auch vorläufig an dem Mindestkurs festhalten.
Immobilienpreise müssen beobachtet werden
Eine Inflationsgefahr sieht Zurbrügg in absehbarer Zukunft für die Schweiz nicht, aber die SNB werde die Immobilienpreise genau beobachten.
Auf die Frage, ob die SNB einen antizyklischen Kapitalpuffer für die Banken bei der Regierung beantragt hat, um den Immobilienmarkt abkühlen zu können, wollte sich Zurbrügg nicht äußern. Er verwies darauf, dass der Bundesrat dafür zuständig wäre, eine derartige Maßnahme mitzuteilen.
Angesprochen auf die Kapitallage der beiden größten Schweizer Banken und auch der Credit Suisse Group AG lobte der SNB-Direktor die durchaus beachtlichen Fortschritte der Banken. Der Verschuldungsgrad beider Banken sei zwar immer noch relativ hoch, aber man begrüße die Anstrengungen der Unternehmen, die vorgenommen werden, um die Kapitalsituation auch weiterhin zu verbessern. (DR/BHB)