Eine Studie zum Thema wurde am Dienstag von dem EBA-Chef Andrea Enria vorgestellt. Eine detaillierte Darstellung der Bewertungsmethoden der Finanzhäuser würden die Zweifel vonseiten der Analysten und Investoren im Bezug auf die Zuverlässigkeit der Institute nicht ausräumen können. Laut Enria ist die verbleibende Streuung signifikant und würde weitere Untersuchungen erfordern, wenn nicht sogar eine Regelung durch die Bankenaufsicht.
Die Studie, an der 89 Banken aus insgesamt 16 Ländern beteiligt waren, hat zu dem vorläufigen Ergebnis geführt, dass von den Finanzhäusern gleichartige Risiken in den Bilanzen vollkommen unterschiedlich gewertet werden. Bereits bei den 20 größten Instituten liegen die Ergebnisse weit auseinander. Differenzen von teilweise bis zu 46 Prozent konnte die EBA, gemessen an dem Anteil der Risiken und der Ausfälle, die im Bankbuch verzeichnet sind, in der Bilanzsumme feststellen. Da der Eigenkapitalbedarf der Banken unter anderem von den Bilanzrisiken abhängig ist, schrillten bei den Aufsehern die Alarmglocken. Je niedriger die Risiken, desto geringer ist der Kapitalbedarf der Banken zur Absicherung gegen eventuelle Ausfälle.
Einen Teil der Differenzen kann man noch mit den verschiedenen Maßstäben der einzelnen Aufseher in den jeweiligen Ländern und den unterschiedlichen Strukturen des Kreditbestandes der einzelnen Banken erklären. Der andere Teil kommt durch die massiven Unterschiede der Banken im Bereich der Risikomodelle zustande. Hier haben die Banken die Wahl, ob sie einen Standardansatz des Aufsehers zur Risikoberechnung verwenden oder, mit Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörde, ein eigenes Modell entwickeln, bei dem das eigene Risiko vermeintlich besser gestellt wird.
Mithilfe derartiger Modelle haben auch deutsche Banken, wie die Aareal Bank und die Deutsche Bank, ihre Eigenkapitalquoten verschönt. Vonseiten der Experten werden bereits Warnungen laut, dass viele Finanzhäuser hier die Grenzen überschreiten könnten und die eigenen Kreditrisiken künstlich reduzieren. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht in seiner Studie, an der weltweit 16 Banken beteiligt waren.
In Südkorea äußerte der Generalsekretär des Ausschusses, Wayne Byres, am Dienstag sein Verständnis für die Anleger, die ihren Unmut über die Undurchschaubarkeit der Risikoberechnungen deutlich machen. Hier könnte eine strengere Aufsicht, neben der Offenlegung der Bewertungsmethoden, weiterhelfen. Diese wäre unter Umständen teuer, aber auch das fehlende Vertrauen in das vorhandene Eigenkapital der Banken wird teuer, so Byres. Im nächsten Schritt will die EBA nun sowohl mit den Banken, als auch mit den Aufsehern Gespräche führen, um zu erläutern, aus welchem Grund die Risiken derartig unterschiedlich bewertet werden. Bis Ende des Jahres sollen nach den Risiken im Kreditbuch, auch die Handelsbücher geprüft werden. (DR/BHB)