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Reale Finanzberatung: Wir leben heute auf Kosten unserer Kinder

In Davos haben sich auf dem Weltwirtschaftsgipfel rund 24 Vertreter der weltweit führenden Banken eingefunden. Unter ihnen befinden sich auch Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), und Mark Carney, der kommende Chef der Bank von England. Für sie alle muss es sich wie ein Schlag ins Gesicht angefühlt haben.


Wir leben heute auf Kosten unserer Kinder

Mit ihren immer wiederkehrenden finanziellen Hilfsmitteln haben sie die Welt gerettet und nun wo Dank ihrer Unterstützung, alles ruhiger geworden ist, ist eines der Hauptthemen in Davos die Gefahren, die die Geldschwemme mit sich bringt. 

Die Notenbanker bekommen immer mehr durch Beiträge in erstklassig besetzten Foren den Unmut der weltweiten Wirtschaftselite zu spüren. Themen wie die Zombie-Ökonomie, die Enteignung der Sparer, ein drohender Währungskrieg oder auch, das Pleitestaaten und -unternehmen durch einen Tropf aus billigen Geld am Leben erhalten werden, lassen keinen Zweifel an den Vorwürfen. 

Für die einzelnen Teilnehmer des Gipfel ist es zwar erfreulich, dass es sich in diesem Jahr nicht wie in den vergangen fünf Jahren um die akute Krisenbewältigung dreht, aber einige Teilnehmer dürften sich wie bei einem Gang über ein Minenfeld fühlen. 

Entspannung für die einen – Anspannung für die anderen 

Einer der teilnehmenden Hedgefonds-Manager konnte seine Begeisterung, dass er auf diesem Weltwirtschaftsgipfel ganz entspannt nach interessanten Investments Ausschau halten konnte, kaum zügeln. Der Euro ist sicher und Griechenland wird in der EU bleiben, also konzentriert man sich auf das Tagesgeschäft. 

Doch der Preis für die Entspannung ist hoch und wird in Davos auf das Heftigste diskutiert. Der Betreiber einer Wirtschaftsdenkfabrik und Professor der New York University,  Nouriel Roubini, ist der Meinung, dass die Notenbanken mit ihrer lockeren Geldpolitik auf lange Sicht Zombie-Unternehmen, -haushalte und-banken schaffen wird. Dr. Doom, wie Roubini auch genannt wird, weist darauf hin, dass in einer derartig untoten Ökonomie eine Wirtschaft nicht wachsen kann, und führt Japan an, das unter der jahrzehntelangen Nullzinspolitik heute noch zu leiden hat. 

Gerade am Mittwoch wurde von der japanischen Notenbank bekannt gegeben, dass weitere Gelder fließen werden, um so die Volkswirtschaft aus der Stagnation heraus zu führen. Diese Nachricht hatte in Davos für helle Aufregung gesorgt. Nicht die Politiker der Länder lösen die Probleme, das machen nun die Notenbanken. 

Axel Weber, UBS-Verwaltungsrat und ehemaliger Bundesbankchef, findet es absurd, dass derzeit ausschließlich die Notenbanken als Akteure in Erscheinung treten, wenn es darum geht, Probleme zu beseitigen. Die Zeit ist gekommen, dass sich die Banken aus der Krisenbekämpfung zurückziehen sollten, so Weber. Durch Dauerniedrigzinsen würden die Probleme nicht gelöst, sondern nur verschleppt und dadurch verschlimmert. Für den ehemaligen Bundesbankchef ist klar, dass wir heute auf Kosten der kommenden Generationen leben, weil die für unsere Versäumnisse geradestehen werden müssen. 

Ähnlich sieht es auch David Serra, Gründer des Hedgefonds Algebris, der das Handeln der Notenbanken als eine unfassbare Ungerechtigkeit gegenüber den kommenden Generationen empfindet. 

Ein Ausstieg der Notenbanken ist nicht in Sicht 

Bei der Mehrheit der Teilnehmer in Davos herrscht Einigkeit darüber, das die Notenbanken sich mit einem Ausstieg aus ihrer Billiggeld-Politik Zeit lassen werden. Einen Grund dafür sieht Stephen King,  Chefvolkswirt der britischen Großbank HSBC, in der angespannten Lage der nationalen Budgets und der Tatsache, dass die Regierungen auch in Zunkunft noch auf niedrige Zinsen angewiesen sein werden. Damit haben die Notenbanken ihre Unabhängigkeit verkauft, für die Politiker sei es die bequemste Art, die Probleme zu lösen, in dem man es die Banken tun lässt. 

Experten befürchten sogar ein noch größeres Engagement der Notenbanken an den Märkten, um für eine Verbilligung der eigenen Währung Sorge zu tragen. Der ehemalige Vize des Internationalen Währungsfonds (IWF), John Lipsky, warnt davor, dass die Welt in einen Währungskrieg geraten könnte. 

Auch wenn das Wort Währungskrieg dieser Tage in Davos eines der am meisten benutzten Worte zu sein scheint, so wird scheinbar auch hier den kurzfristigen Partys der Vorzug vor den weniger amüsanten und vor allem langfristigen Reformen gegeben. (DR/BHB)


 
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