Investoren und Produzenten haben das sogenannte Hedging in der letzten Zeit gemieden, weil sie zum Ende der letzten Dekade mehr als 10 Milliarden Dollar aufwenden mussten, um Termingeschäfte abzuwickeln. Gavin Thomas als Vorstandschef der Kingsgate Consolidated – das ist die größte Goldmine in Thailand – ist der Meinung, dass man die aktuelle Entwicklung nicht ignorieren dürfe. Es helfe nichts, für einen steigenden Goldpreis zu beten.
Die Investoren widersprechen dem Vorgehen zwar, doch Thomas erwägt, die Goldproduktion seines Unternehmens mithilfe von Terminverkäufen abzusichern. Hedging sei nichts anderes als eine Aussage zum Goldpreis: Besteht der Glaube zu einem sinkenden Goldpreis, wird Hedging betrieben. Ist die Tendenz gegeben, dass Gold im Wert zunimmt, betreibt niemand Hedging. Der größte Produzent für Gold in Russland Petropavlovsk und die australische Oceana Gold begannen mit der Absicherung über Terminverkäufe. Broker wie beispielsweise Société Générale SA rechnen damit, dass auch andere Unternehmen ihre Produktion absichern werden. Die Produzenten für Gold erhoffen sich davon, ihre Erlöse auch ankurbeln zu können, während ein weiterer Preisverfall des Edelmetalls erwartet wird. Ihre Erlöse aus dem Verkauf von Gold sollen dadurch sichergestellt werden, damit sie ihre Verbindlichkeiten auch verdienen können. Der Preis für Gold soll in diesem Jahr erstmals seit der Jahrtausendwende wieder sinken.
Gold kann weiter im Preis sinken, wenn die Terminverkäufe zunehmen
Diese Terminverkäufe der Produktion von Gold können den Abwärtstrend des Goldpreises weiter fördern, wie die Julius Bär Bank fürchtet. Der Manager eines Investmentfonds Tim Schroeders gibt zu bedenken, dass es nur wenige Goldproduzenten gebe, die nicht mit Problemen zu kämpfen haben. Weil viele Gold-Produzenten unter hohen Kosten oder Schulden leiden. Nun müssten sie Hedging in Erwägung ziehen, bei dem sie ihre zukünftigen Produktionen zu einem Festpreis anbieten, damit sie sich Kredite sichern und Margen schützen können.
Diese Strategie hat an Bedeutung verloren, als Gold in den vergangenen zehn Jahren einen preislichen Aufstieg hingelegt hat, der in den letzten neunzig Jahren nicht geschehen ist. Deshalb übten die Investoren Druck auf die Gold-Produzenten aus, damit sie ihre Terminverkäufe auflösen mögen, als sich der Preis fürs Gold während der besagten Rally verachtfacht hat. 2012 investierte AngloGold Ashati 2,6 Milliarden Dollar in die Auflösung der eigenen Terminverkäufe. Die Aktien von Barrick Gold gelten als Branchenprimus; im dritten Quartal des Jahres 2009 investierte das Unternehmen 5,6 Milliarden Dollar, um das Hedging aufgeben zu können.
Absicherung des Goldpreises erfolgt zu spät
Tyler Broda, ein Analyst bei Nomura, warnt vor den negativen Auswirkungen für den Goldpreis, denn damit werde der Markt quasi mit einem Strom aus Gold überschwemmt. Er glaubt, die Produzenten hätten schon jetzt die Chance verpasst, sich passable Preise zu sichern. Viel eher hätten sie ihre Absicherung starten sollen, als der Preiszyklus auf seinem Höhepunkt war.
Bis Ende 2014 prognostiziert die Goldman Sachs Group einen Preis für Gold in Höhe von 1050 Dollar. Das Netto-Volumen für auf Termin verkauftes Gold soll nach Standard Chartered Plc dieses Jahr 30 Tonnen betragen. 2017 könnten es schon 500 Tonnen sein. Im Juni hat Fitch Ratings prognostiziert, dass Goldproduzenten, wenn sie nur über eine dünne Kapitaldecke verfügen, vermehrt Goldlizenzen verkaufen werden. Außerdem dürften sie verstärkt Gold auf Termin verkaufen und Absicherungsgeschäfte ins Auge fassen.