18:00

PKV: Gefahren von der Zinsfront

Wenn im Versicherungsbereich von Auswirkungen der niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt die Rede ist, dann stehen in der Regel Lebensversicherungen im Fokus. Der Erfolg von Lebensversicherungen hängt wesentlich von den Erträgen des mit den Versicherungsprämien gebildeten Kapitalstocks ab. Bei sinkenden Zinsen sinkt auch der Anlageerfolg. Oft übersehen wird: private Krankenversicherungen sind vom Zinstief ebenfalls betroffen. Denn sie arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip.


PKV

Sinkende Zinsen belasten PKV-Kalkulation

Auch private Krankenversicherungen legen die Beiträge ihrer Versicherten an. Für die Beitragskalkulation wird dabei von einem bestimmten Rechnungszinssatz für Kapitalanlagen ausgegangen. Über Jahrzehnte lag dieser Zins bei 3,5 Prozent pro Jahr. Mit den sinkenden Zinsen ist es für PKV zunehmend schwieriger geworden, diesen Rechnungszins bei Kapitalanlagen tatsächlich zu erzielen. Die Finanzkrise 2008 und die Euro-Krise haben die Situation verschärft. 

AUZ-Verfahren: Basis für den Rechnungszins 

Bereits 2004 war eine generelle Absenkung des Rechnungszinses auf 2,75 Prozent diskutiert worden. Die BaFin hatte damals darauf verzichtet. Stattdessen wurde das sogenannte Verfahren 'aktuarieller Unternehmenszins' (AUZ) eingeführt. Dabei wird von der BaFin jährlich der von einer PKV im übernächsten Jahr erzielbare Zins ermittelt. Liegt das Prognoseergebnis unter der 3,5-Prozent-Marke, muss die Versicherung ihren Kalkulationszins anpassen. 

Für die PKV ist dies ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Denn niedrigere Rechnungszinsen bedeuten für die Versicherung bei der Kalkulation einen geringeren Anlageerfolg. Das führt bei gleichbleibenden Leistungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Beitragserhöhungen. Bisher verfehlten PKV nur ausnahmsweise die AUZ-Prüfung. 

Immer mehr PKV betroffen

Aber das Bild ändert sich. In ihrer Jahrespressekonferenz vor einigen Wochen berichtete die BaFin über die aktuellen Prüfungsergebnisse des AUZ-Verfahrens. Danach wurde für insgesamt 18 Versicherer eine Verfehlung des 3,5prozentigen Anlageerfolgsziels vorhergesagt. Die dauerhaft niedrigen Zinsen beginnen sich daher zunehmend in der Branche bemerkbar zu machen. Die betroffenen Versicherungen müssen jetzt mit einem niedrigeren Rechnungszins kalkulieren. 

PKV: Beitragserhöhungen drohen

Da ein Ende der Zinsflaute nicht absehbar ist, steht zu befürchten, dass sich der Kreis der Versicherungen noch erweitern wird. Damit drohen Beitragserhöhungen auf breiter Front. Höhere Beiträge wirken sich zunächst vor allem bei Neukunden aus, aber auch Bestandskunden sind betroffen. Viele Vermögensberater gehen von AUZ-bedingten Erhöhungen von fünf bis zehn Prozent aus. Dabei sind andere beitragserhöhende Faktoren noch nicht berücksichtigt.

Google+


 
Herzlich Willkommen Video | Honorar für Beratung
Schnellzugang Versicherung

27.12.2020 - PKV
Freiwillig gesetzlich krankenversichert Nicht alle wollen unbedingt in die PKV, erkennt der unabhängige Finanzberater Bernd Minet.
28.09.2020 - PKV
Welche Krankenversicherung passt wirklich? PKV oder GKV Der unabhängige Finanzberater Peter Hieber über ein wichtiges Thema.
18.10.2019 - PKV
GKV versus PKV Gesetzlich oder privat Krankenversichern, hinterfragt der unabhängige Finanzberater Holger Scheve.
Alle Honorarberater