Bislang halfen Karten wie Google Maps dabei, eine Adresse ausfindig zu machen. Schon bald werden sie aber auch Informationen preisgeben, die wesentlich persönlicher sind: Der Blick auf den Hamburger Hafen ist vom Altonaer Balkon aus hervorragend. In Berlin bietet sich das Drachen steigen lassen besonders auf dem Teufelsberg an. In München planschen die Kinder am besten an einigen besonderen Stellen der Isar, wenn ein fließendes Gewässer zur Erholung dienen solll.
Dem Softwarenutzer wird zukünftig die Möglichkeit an die Hand gegeben, eine professionelle Karte mit solchen Informationen zu versehen. Abseits von den Straßen wird sich am meisten verändern, wenn der Google Map Maker eingeführt wird, was in Deutschland kurz bevorsteht. Bisher hat nur die Software ‚Computer Vision‘ in Verbindung mit Google Streetview alle gefilmten Straßennamen, Verkehrsschilder und Firmenlogos erfasst. Dabei kamen rund 20 Millionen Adressen von Unternehmen zusammen. Diese Geo-Datensammlung ist jedoch auch einer manuellen Kontrolle unterzogen.
Für jedes Land arbeiten einige hundert Nutzer daran, die Daten zu überprüfen oder zu korrigieren. Über genaue Zahlen schweigt Brian McClendon jedoch. Er ist bei Google zuständig für die Earth- und Maps-Dienste.
Fortschreitende Verfeinerung des digitalen Kartenmaterials
Vor allem ist es wichtig, dass die Nutzer abseits von Straßen unterwegs sind und von dort aus per Mobilgerät Informationen ergänzen. Feldwege, Badeseen und andere außerstädtische Orte erreicht Google Streetview nämlich nicht. Nach Einführung des Map Makers werden auch die Nutzer in Deutschland die wichtigsten Informationen in ihrer Umgebung den offiziellen Karten hinzufügen. In den USA ist das schon länger möglich. Dort gibt es auch die Funktion, Panoramaaufnahmen direkt vom Smartphone auf Google Maps hochzuladen.
Die Alternative zum Map Maker von Google ist der Dienst Open Street Map, wo jeder Informationen hinzufügen kann. Dadurch sind beispielsweise besondere Radfahrerkarten entstanden, Winter-Spielplätze wurden herausgearbeitet genau wie Flächen zum Boulespielen. Im Internet gibt es viele Vorlagen für solche selbst erstellte Karten. Die sogenannten Templates. Man erhält sie beispielsweise von stepmap.de. Die Nutzer vermerkten darauf etwa eine Reiseroute durch China oder die Osterfeuer-Plätze in Schleswig-Holstein.
Die eigene Stadt in 3-D
Sogar Forschungsunternehmen helfen bei der Ausschmückung von digitalen Karten. Dadurch kommen Layer zum Einsatz, die sich bei Google Earth oder- Maps über die Weltkarte legen lassen. So wird zum Beispiel Amsterdam plastisch erlebbar, oder alle Orte werden herausgestellt, die in der Bibel genannt sind. Damit nicht genug: Wer mag, kann eine Australien-Expedition im Jahr 1860 nachvollziehen oder informiert sich über die Flugroute von Küstenseeschwalben. Welche Orte waren für Charlie Chaplin von Bedeutung? In welchen Regionen leben welche Ameisen-Arten? – All diese Fragen lassen sich dadurch leicht beantworten. Die Karte auf Aporee.org glänzt mit einem besonderen Feature: Video- und Tonaufnahmen verknüpft sie mit dem Aufnahmeort. Besucher dieser Seite können Elefantentrompeten in Botswana lauschen, einem Muezzin in Kabul oder einen Spargelverkäufer in Neumünster bei der Arbeit auf dem Wochenmarkt beobachten. (LB/BHB)