Nach der Ansicht von Moodys laufen die Regierungen der Euro-Zone Gefahr, sich bei der Schuldenkrise und deren Bewältigung zu überschätzen. Nicht nur, dass das Vorgehen im Bezug auf die Rettung Zyperns stümperhaft gewesen sei, auch die von den Regierungen gewählte Strategie würde sich auf die Kreditwürdigkeit aller Mitglieder der Euro-Zone negativ auswirken. Bart Oosterveld, Moodys –Experte, sagte in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Tatsache, dass man Sparer zwingt, einen Beitrag für die Sanierung der Banken leisten zu müssen, durchaus ein gefährlicher Präzedenzfall werden könnte.
Es hätte den Anschein, dass die Politiker selbst nach ihrem stümperhaften Vorgehen bei der Zypern-Rettung immer noch davon ausgehen, sie könnten ein Übergreifen der Krise auf weitere Euro-Länder verhindern. Oosterveld warnt, dass diese Zuversicht unberechtigt sein könnte. Die Anleger in anderen Schuldenstaaten könnten nun aus Angst ihre Konten leerräumen. Wie auch viele Analysten könnten die Sparer davon ausgehen, dass bei zukünftigen Krisen das Vorgehen bei der Rettung Zyperns als Standard-Vorgehen Einzug hält.
Gerade diese Spekulationen waren es auch, die Kurseinbrüche ausgelöst haben. Vor allem Jeroen Dijsselbloem, Euro-Gruppen-Chef, hatte die Spekulationen durch die Aussage, Zypern sei ein Modellfall, angeheizt. Sein späterer Versuch, Abstand von dieser Aussage zu gewinnen, und andere Euro-Zonen-Vertreter versuchten, ihn dabei zu unterstützen, hatte die Verunsicherung bei den Anlegern Bestand.
Erneute Herabstufung für Zypern durch Fitch droht
Konkrete Angaben, ob eventuell Italien mit einer Herabstufung rechnen müsste, machten die Moodys Experten jedoch nicht. Aktuell hat Italien von Moodys die Baa2 Bewertung. Man würde derzeit die Bemühungen im Bezug auf die Bildung einer neuen Regierung beobachten, so die Experten von Moodys. Derzeit zufrieden sei man jedoch mit der Bewertung für Spanien.
Auch die Rating-Agentur Fitch reagierte auf die Rettung Zyperns, und zwar mit der Androhung einer baldigen Herabstufung der Kreditwürdigkeit für das Land. Wie Fitch am Dienstag mitteilte, werde man das derzeitige B-Rating mit Blick auf den angeschlagenen Bankensektor verschärft beobachten. Wobei Fitch Zypern nicht so negativ wie Moody's (Caa3) und Standard & Poor's (CCC) bewertet.
Für diese Entscheidung sei überwiegend das gescheiterte Bankensystem Zyperns verantwortlich, so eine Mitteilung von Fitch. Zudem hänge es von den Einzelheiten des Programms der Troika, bestehend aus EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank (EZB), ab, ob es zu einer Herabstufung kommt oder nicht. Allerdings wird auch die Einsatzbereitschaft der zyprischen Behörden bei der Umsetzung der Reformen ausschlaggebend sein. (DR/BHB)