Der Online-Broker Comdirect bewirbt seinen Investmentfonds damit, dass es eine attraktive Kombinationen aus zwei verschiedenen Welten beinhalte: Auf sein Festgeldkonto erhält der Anleger eine hohe Verzinsung, die für ein halbes Jahr bei vier Prozent liegt. Der zweite Teil besteht aus günstigen Konditionen für ausgewählte Investmentfonds. Hier kommt zum üblichen Ausgabeaufschlag ein Rabatt in Höhe von 50 Prozent dazu.
1000 Euro beträgt die Mindestanlagesumme. Der Betrag wird zu gleichen Anteilen auf den Investmentfonds und auf das Tagesgeld verteilt. Zehn Fonds sind wählbar. Die angebotenen Fonds reichen von Fonds für Aktien DWS Deutschland bis zu den weltweit etablierten Fonds für Anleihen, wie beispielsweise der Legg Mason Brandywine Global Fixed Income Fonds. Jeder der Investmentfonds besitzt mindestens vier der fünf maximal vergebenen Sterne der Ratingagentur Morningstar. Das weist auf deren – in historischer Betrachtung – überdurchschnittliche Wertentwicklung hin.
Investmentfonds –Kombilösung: überzeugt in der Praxis nicht
Die Vortrefflichkeit des Produkts kann bislang nicht in Abrede gestellt werden. Dieses Bild ändert sich grundlegend, wenn ein Zahlenbeispiel hinzukommt: Ein Sparer kann 10 000 Euro erübrigen, wovon 5000 auf das Festgeldkonto gehen, dessen Zinssatz bei vier Prozent liegt – für ein halbes Jahr. Ist dieser Zeitraum verstrichen, stehen also zusätzlich 100 Euro auf der Haben-Seite.
Andere Anbieter geben fraglos weniger. Betrachtet man die Rangliste der Festgeldanbieter, liegt der höchste Zinssatz bei 1,6 pro halbes Jahr, was nicht mehr als 40 Euro Zinsertrag bedeutet. Die reinen Festgeldangebote verpflichten den Kunden andererseits auch nicht, sein Geld in einen Investmentfonds zu stecken.
Ausgabeaufschlag für den Investmentfonds zahlt sich nicht aus
Zwar hat der Online-Broker einen Rabatt von 50 Prozent auf alle regulären Ausgabeaufschläge versprochen, aber ein heutiger Ausgabeaufschlag beträgt selten fünf Prozent und mehr – und das schon gar nicht im Internet. Außerhalb der Kombilösungen ist es weit verbreitet – wie auch bei den zehn „Fest&Fonds“-Investmentfonds – eine Gebühr von 2,5 Prozent zu erheben. Dieser Satz ergibt bei 5000 Euro eine Gebührenhöhe von 125 Euro.
Besonders die Kunden der Online-Broker wissen allerdings, dass der Ankauf von Investmentfonds meist günstiger ist, wenn er über die Börse abgewickelt wird. Fondsanbieter mit Ausgabeaufschlag sind für gewöhnlich teurer. Über die Börse müsste der Kunde nur 40 Euro anstatt 125 Euro zahlen. Bei dieser Differenz von 85 Euro sind die höheren Zinsen für das Festgeld in Höhe von 60 Euro schnell vergessen.
Ein Fazit: Verglichen mit ähnlichen Lösungen ohne Kombination schneidet das Angebot von Comdirect schlecht ab, weil die Vorteile des Finanzprodukts durch seine Nachteile mehr als aufgehoben werden. Es mag vertretbar sein, wenn Filialbanken ihren Kunden solche Produkte im Gespräch anbieten. Selbst Finanzberater, die dies im Rahmen einer Vermögensberatung den Kunden anraten, sind nachvollziehbar. Als eher fragwürdig erscheint, dass ein Online-Broker seinen Selbstentscheider-Kunden diese Lösung vorlegt.