Einen guten Bausparvertrag erkennt man daran, dass er bei Finanztest ganz weit vorne liegt. Ansonsten sind die Möglichkeiten rar gesät, ein gute Angebot ausfindig zu machen, denn es sind zu viele Aspekte, die in einem solchen Finanzprodukt zusammenfließen. Vor allem geben Bausparer auf die Spar- und Darlehenszinssätze acht, was gleichzeitig naheliegt, aber auch in die Irre führen kann. Die LBS Baden-Württemberg und die LBS Ost bieten mit 1,5 Prozent die höchsten Sparzinsen, während die LBS Bayern mit den günstigsten Kreditzinsen lockt: 2,75 Prozent. Die niedrigste Kreditrate ist wiederum bei der LBS Ost zu finden. Mit der kleinsten Spanne zwischen Guthabens- und Darlehenszins wartet Schwäbisch Hall auf. Die Aachener, die Alte Leipziger und Wüstenrot haben nichtsdestotrotz die am besten bewerteten Tarife.
Die Spitzentarife locken auf den ersten Blick eben nicht mit etwas Besonderem. Doch in den Modellfällen von Finanztest übertrumpfen sie das schlechteste Angebot um rund 500 bis 1500 Euro. Und selbst die müssen nicht zu den schlechtesten Angeboten am Markt gehören, weil sich viele Kassen vor dem Test drücken. Durch ein reines Tarif- und Zahlenstudium können selbst Experten nicht entscheiden, ob ein Bausparvertrag als teuer oder als günstig einzustufen ist. Abseits der Zinssätze haben noch Dutzende weitere Faktoren ein Mitspracherecht: Konto- und Abschlussgebühren, Zuteilungsfristen, Mindestguthaben, die Höhe vom Tilgungsbetrag, Wahlrechte der Bausparer und vieles andere. Außerdem legt der Tarif nur die Rahmenbedingungen fest; doch auch die Abstimmung der Bausparsumme auf den Bausparer ist ein wichtiges Qulitätskriterium. Wenn sie zu hoch angesetzt ist, taugt es nichts, den besten Tarif erwischt zu haben. Tritt dieser Fall ein, wird die Bausparsumme erst zugeteilt, wenn der Bau womöglich schon abgeschlossen ist – mit dem Ergebnis, dass der Bausparer einen Zwischenkredit braucht.
Ob gut oder mangelhaft – das offenbart beim Bausparen immer erst das konkrete Angebot. Deshalb hat sich Finanztest bei einer Reihe von Bausparkassen Angebote für vier Modellkunden erstellen lassen. In Modellfall Nummer eins soll das Eigenheim in sieben Jahren gebaut werden, bei Modellfall zwei in zehn Jahren. Als Sparrate werden 150 Euro gewählt. Sie ist ausreichend, damit ein Sparer, der mindestens ein Kind hat, die vollen Riester-Zulagen erhält und den Höchstbetrag von 2100 Euro im Jahr ausschöpft. Dieser Betrag ist außerdem steuerlich absetzbar. Im dritten Modellfall wird der Kauf oder Bau genauso in zehn Jahren geplant. Doch hat der Sparer ein eher niedriges Einkommen, das sich auf 20 000 Euro im Jahr beziffert. Deshalb spart er nur so viel, wie nötig ist, damit er die maximale Zulage von 339 Euro pro Jahr für sich und sein Kind erhält. Hierfür reicht es aus, monatlich 40 Euro zu sparen. Die Steuervorteile sind für ihn eher unwichtig, denn er zahlt ohnehin keine hohen Abgaben. Der Bausparer im vierten Modellfall spart monatlich 150 Euro. In 10 bis 15 Jahren möchte er sein Haus bauen oder kaufen. Deshalb soll der Vorschlag der Bausparkasse auch dafür geeignet sein, dass der Bausparer sich nach zehn Jahren entschließt, noch weiter zu sparen.
Als Maßstab für die Bewertung wird eine Baufinanzierung herangezogen, die keinen Bausparvertrag vorsieht. Dafür würde der Sparer sein Geld in einem Riester-Banksparplan mit einer Rendite von 1,5 Prozent anlegen. Wenn er schließlich kauft oder baut, wird das Guthaben als Eigenkapital eingesetzt. Auch dabei würde es zu einem Kreditbedarf kommen, der komplett mit einem Hypothekendarlehen abgedeckt wird. Banken verlangen dafür einen Effektivzins, der 5,25 Prozent beträgt.
Erst durch einen solchen Maßstab werden die Bausparangebote vergleichbar, obwohl sie unterschiedliche Bausparsummen, Laufzeiten und Tilgungsraten aufweisen. Die besten Angebote sind die, bei denen der Verbraucher gegenüber einer ausschließlichen Bankfinanzieung am meisten Zinsen einspart. Niemand kann sich heute ganz sicher sein, ob die Pläne vom Eigenheim später einmal Wirklichkeit werden. Aus diesem Grund berücksichtigt Finanztest auch den Fall, in dem der Kunde schlussendlich doch kein Eigenheim finanziert. Wie sehr der Bausparer dadurch benachteiligt wird, spielt also auch eine wichtige Rolle.
Die Bausparkasse Wüstenrot hat sich unangefochten an die Spitze gesetzt und ist die beste Wahl für eine künftige Hausfinanzierung. Das Siegerangebot trägt den Namen Riester-Tarif RB/FX und setzt eine Bausparsumme von 50 000 Euro voraus. Hier profitieren Kunden nicht nur von einem niedrigen Kreditzins, der bei 2,80 Prozent liegt, sondern erhalten auch ein Darlehen, das im Verhältnis zu den Sparbeiträgen besonders hoch ist. Das lohnt sich. Im zweiten Modellfall spart der Wüstenrot-Kunde 2250 Euro, verglichen mit dem Banksparplan. Im Vergleich zu den Angeboten der Konkurrenz spart man immerhin rund 800 bis 1300 Euro. Es sieht jedoch schlecht aus, sollte der Bausparer seine Eigenheimpläne aufgeben: Genau wie bei den meisten anderen Kassen bleibt ihm dann nur ein relativ schlecht verzinster Sparvertrag. Weil Wüstenrot im Jahr sogar nur 0,5 Prozent Zinsen zahlt, nimmt der Zinsverlust gegenüber dem guten Riester-Banksparplan besonders drastische Züge an.
Haben die Bausparer eher vage Eigenheimpläne, sind die Aachener Bausparkasse und Schwäbisch Hall eine gute Entscheidung. Nimmt der Kunde kein Darlehen, sondern überträgt sein Guthaben auf einen anderen Riester-Vertrag oder spart bis zur Rente weiter, zahlen beide Institute einen Zinsbonus.
In den Modellfällen von Finanztest bekommen die Sparer für ihren Bausparvertrag höhere Zinsen als auf einen vergleichbaren Banksparplan, der nur eine Rendite von 1,5 Prozent ausschüttet. Verbraucher können bei diesen Bausparkassen deshalb kaum etwas falsch machen. Mit ihrem Vertrag treffen sie keine Fehlentscheidung, auch wenn sie später nicht bauen werden.
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