Bei vielen hinterlassen sie einen bitteren Nachgeschmack, die Dispozinsen, die von den Banken berechnet werden, wenn das Konto eines Kunden sich im Soll befindet. Kredit durch die Hintertür. Aktuell beträgt der Leitzins der Europäischen Zentralbank nur noch 0,5 Prozent und dennoch verlangen die Banken trotz der historisch niedrigen Zinsen durchschnittlich immer noch 10,5 Prozent Dispozinsen. So die Angaben der FMH Finanzberatung.
Im Gegenzug betragen die Zinsen für Tagesgeld durchschnittlich 0,86 Prozent und bei Spareinlagen nur 0,28 Prozent. Sollte ein Bankkunde über seinen Dispo hinaus Geld von seinem Konto holen, wird es richtig teuer. In Abhängigkeit von dem Kontomodell berechnet die Postbank für den gewährten Dispokredit 9,65 oder 12,3 Prozent Zinsen, eine Überziehung schlägt mit 14,25 oder 16,9 Prozent zu Buche.
Für eine Senkung der Dispozinsen sprechen sich nun auch Politiker wie SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinrbück und auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) aus. Von den Grünen, der SPD und auch von den Verbraucherschützern wird eine gesetzliche Begrenzung der Dispozinsen gefordert, während Aigner nach mehr Transparenz, wie unter anderem die Veröffentlichung von Preisaushängen im Internet, verlangt.
Von der Deutschen Kreditwirtschaft wird dies strikt zurückgewiesen. Der Dachverband der deutschen Verbände von Banken und Sparkassen verweist auf die jeweiligen Kontoauszüge, die die Kunden über die aktuellen Dispokonditionen informieren würden. Zu dem können Neukunden sich durch Preisaushänge oder das Preis-Leistungs-Verhältnis über diese Zinssätze informieren.Von den Sparkassen und Banken wird eine Begrenzung der Dispozinsen abgelehnt. Nach wie vor sollen sich die Zinskonditionen am Markt entwickeln. Die Kreditwirtschaft argumentiert damit, dass eine gesetzliche Begrenzung weder die verschiedenen Angebote der einzelnen Anbieter noch deren jeweilige Geschäftsmodelle berücksichtigen würde.
Dispozinsen sanken nach der Kopplung an den Referenzzins
Steinbrück hatte nach der jüngsten Zinssenkung durch die EZB gefordert, dass der Dispozins den Leitzins höchstens um 7 Prozent übersteigen dürfe. Das würde 7,5 Prozent entsprechen. Aktuell halten sich aber nur fünf Banken innerhalb Deutschlands an diese Vorgabe, wie eine Tabelle der FMH Finanzberatung belegt. Unter ihnen ist die Deutsche Skatbank mit 5,25 P rozent, mit 6,99 Prozent die PSD Bank Brandenburg-Berlin, 7,00 Prozent sind es bei der PSD Bank Westfalen-Lippe, die PSD Bank Braunschweig verlangt 7,45 Prozent und bei der DAB Bank sind es 7,5 Prozent.
Nicht alle Banken sollen ihren Dispozins an den Leitzins der EZB gekoppelt haben, so die Angaben von Max Herbst, Finanzberater der FMH Finanzberatung. Die Postbank orientiert sich nicht am EZB-Leitzins, sondern am Interbankenzins Euribor. Aktuell beträgt der Euribor bei einer Laufzeit von drei Monaten 0,2 Prozent. Damit liegt der Euribor unter dem Leitzins. Die Muttergesellschaft der Postbank, die Deutsche Bank, dagegen orientiert sich am EZB-Leitzins und will aus diesem Grund am 15. Mai den Dispozins für das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank und bei der Tochtergesellschaft Berliner Bank von 12,5 Prozent auf 12,25 Prozent senken.
Nach den Einschätzungen von Finanzexperte Herbst sollen sich rund ein Fünftel der Bankkunden mit ihrem Konto im Dispo bewegen. Auch weist Herbst daraufhin, dass die Dispozinsen innerhalb der letzten 20 Monate gesunken seien. Bei durchschnittlich 11,2 Prozent lagen die Zinsen noch im August 2011. Herbst führt diese Entwicklung auf die gesetzliche Verpflichtung ihren Dispozins an den Referenzzins zu koppeln zurück.
Ratenkredit für Dauerüberzieher ist günstiger
Diese Bankenpflicht besteht bereits seit dem Juni 2010. Bei der Wahl des Referenzzins sind die Banken jedoch frei. Die Finanzhäuser können sich an dem Leitzins der EZB ebenso orientieren, wie an dem Euribor.
Auch von Herbst wird eine gesetzliche Begrenzung der Dispozinsen mit Skepsis betrachtet. Viele Banken könnten dazu verleitet werden, Dispoanfragen abzulehnen, weil sie die Zinsmarge für das jeweilige Kreditrisiko als nicht ausreichend erachten.
Von den Banken wird die Kritik an den zu hohen Dispozinsen zurück gewiesen. Nach Ansicht der Finanzunternehmen diene ein Dispokredit zur kurzfristigen Überbrückung und ist darüber hinaus auch nicht abgesichert. Diverse Institute, unter ihnen auch die Deutsche Bank, sprechen ihre Kunden, die lange und oft im Dispo sind, gezielt an. In vielen Fällen ist ein Ratenkredit die günstigere Variante für den Bankkunden. Hier liegen, nach Angaben der Vermögensberatung, die Zinsen bei durchschnittlich 5,93 Prozent.
Damit liegen die Zinsen für einen Ratenkredit 4,57 Prozent unter den durchschnittlichen Zinsen für einen Dispo und sogar noch 1,57 Prozent unter der von Peer Steinbrück geforderten Grenze. Die Sipokredite sind für die Sparkassen und Banken teurer, weil sie sich kaum einschätzen lassen und so immer flexibel teure Geldmittel bereitstehen müssen. Weder die Inanspruchnahmen noch ein Termin für die Rückzahlung sind bekannt. Diese Positionen werden bei einem Ratenkredit im Vorfeld geklärt. (DR/BHB)
