Wo die Flüsse Mosel und Sauer zusammenfließen, liegt die Ortschaft Wasserbillig. Obwohl der beschauliche Ort nur 2300 Menschen beherbergt, stehen hier mehr als ein Dutzend Tankstellen. Die Gemeinde auf der luxemburgischen Seite der Grenze zu Deutschland erfreut sich reger Betriebsamkeit, weil deutsche Autofahrer hierher fahren, um zu tanken. Das ist nicht verwunderlich, denn die Spritpreise im Großherzogtum sind so niedrig, wie sonst nirgendwo in Europa. Für den Liter Super zahlen die Autofahrer hier etwa 1,37 Euro und damit circa 20 Cent weniger als im Saarland und Rheinland-Pfalz.
Katja Legner, die beim ADAC arbeitet, bestätigt eine beträchtliche Variation zwischen den Kraftstoffpreisen zwischen unterschiedlichen Ländern. Laut dem größten Automobilclub in Europa gilt Luxemburg als ein äußerst beliebtes Reiseziel für Auto-Touristen. Je nach Tankgröße spart man in dem kleinen Staat, der nur 60 Kilometer Ausdehnung in Ost-West-Richtung misst, 10 bis 20 Euro.
Eine in Deutschland begonnene Reise, die nach Westen führen soll, vergünstigt sich auf alle Fälle dadurch, den Tank hier bis zur Gänze aufzufüllen. Und das nicht nur, weil der Kraftstoff in Deutschland viel mehr kostet, sondern weil Länder wie Belgien und Frankreich keinen Grund zur Freude lassen: Durchschnittlich verlangen die beiden Länder 1,69 Euro für den Liter Super. Das wird beispielswiese durch die Niederlande übertroffen. Dort schlägt der Liter mit 1,83 Euro zu Buche.
Auf der Welt verlangen nur zwei Staaten für den Autokraftstoff noch mehr: Norwegen und die Türkei. Das hat die Finanzagentur Blomberg mit einer verblüffenden Aufstellung festgestellt. Das Ergebnis ist deshalb verblüffend, weil sowohl die Kaufkraft, als auch das Pro-Kopf-Einkommen in der Türkei sehr viel niedriger als in Deutschland sind. Dadurch erscheint der Benzinpreis dort als extrem hoch. Währenddessen ist der hohe Preis in Norwegen ebenso unverständlich, weil das Land zu den größten Energieproduzenten gehört.
Der Tank füllt sich am preisgünstigsten in Venezuela, weil das Land Öl fördert. Umgerechnet zahlt ein Verbraucher dort sechs Cent pro Liter, was ganz deutlich unterhalb des Weltmarktniveaus für diesen Rohstoff liegt. Die Höhe der Spritpreise ist in Deutschland weniger der Höhe des Rohstoffpreises geschuldet, sondern von den Steuern beeinflusst. Der Liter Super schlägt mit 1,60 Euro zu Buche. 91 Cent davon behält der Staat ein. Er hat nämlich Abgaben auferlegt: Den Erdölbevorratungsbeitrag, eine Energiesteuer und die Mehrwertsteuer.
Der Erdölbevorratungsbeitrag ist eingeführt worden, damit es in Deutschland einen Notvorrat gibt, der während Energieengpässen ausreichend ist. Die Ölkrisen der Siebziger- und Achtzigerjahre sind als Ursache auszumachen. Als vierter Posten wird eine Ökosteuer von 15 Cent pro Liter erhoben. (LB/BHB)