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Deutsche Post tritt von DeMail zurück

Die Datenschutz-Regeln sind ihr zuwider. Deshalb steigt die Deutsche Post aus dem staatlich geförderten De-Mail Behördenbrief aus. Der eigene elektronische Brief soll stattdessen vorangetrieben werden.


Deutsche Post tritt von DeMail zurück

Vorerst, so Ralph Wiegand als Vorstand des E-Postbriefs, wolle man das Zertifizierungsverfahren für De-Mail nicht weiter vorantreiben. Der eigene E-Postbrief stehe jetzt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Dessen Anwendungen und Zusatzfunktionen werden nun verstärkt entwickelt und sollen ihn für Kunden attraktiver machen. Also bleiben drei für die De-Mail akkreditierte Anbieter übrig: United Internet, Mentana Claimsoft und die Deutsche Telekom werden sich der digitalen Kommunikation zwischen Behörden und Bürgen widmen.

Die Post steckte jedoch genauso intensive Vorbereitungen in das Produkt. Über ein Jahr lang wurde es auf die Beine gestellt und steht nun also bereit – einzig der Datenschutzbeauftragte gibt kein grünes Licht und wird kein Zertifikat ausgeben. Die Gründe dafür sind, dass die Post mehr Kundendaten als notwendig abfragt, wenn sich ein Nutzer registriert: Im Postident-Verfahren muss etwa die Personalausweisnummer und  die ausstellende Behörde angegeben werden. Beides ist im De-Mail-Gesetz nicht vorgesehen.

Laut Wiegand habe sich das Identifizierungsverfahren seit 17 Jahren bewährt. Nun werde man es nicht ändern, weil man einem unglücklich formulierten Gesetz genügen will. Ausdrücklich seien die Erfassung von ausstellender Behörde und Ausweisnummer auch im Geldwäschegesetz sowie im Signaturgesetz vorgesehen, worin die Juristen der Post sogar ein Haftungsrisiko identifizieren, falls die De-Mail dazu genutzt werde, ein Bankkonto zu eröffnen oder andere Finanztransaktionen durchzuführen, ohne über eine ausreichende Authentifizierung zu verfügen.

Das Marktvolumen: Etwa eine Milliarde Euro

Die Konkurrenz wirft der Post indes einen Akt der Verschleierung vor, weil sich jeder Anbieter der De-Mail nun einmal dem Dekret der Datensparsamkeit unterziehen müsse. Wiegand geht davon aus, dass die konventionelle Behördenpost heute im Umfang von rund einer Milliarde Euro pro Jahr abgewickelt wird. Er glaubt, dass es sehr lange dauern und außerdem schwierig werden würde, die Abläufe von Behörden, Kommunen und Ämtern auf das De-Mail-System umzustellen. Er zweifelt daran, jemals einen lukrativen digitalen Markt vor sich zu haben. Viel eher erwarte er eine große Anzahl von Spezialfällen und kaum standardisiertes Vorgehen. Ein Markt könne eben nicht durch bloßes Erlassen von Gesetzen entstehen.

Das Ziel der De-Mail-Anbieter bestehe allerdings nicht nur in der Bedienung von behördlicher Post. Viel eher solle die geschützte und deshalb kostenpflichtige E-Mail auch anderen Großversendern zu Gute kommen, wie etwa Versicherungen und Banken. Hier herrschen ganz andere Größenordnungen. Die Telekom gibt eine Schätzung ab, nach der rund 40 Prozent aller Briefsendungen bis ins Jahr 2018 digitalisiert werden könnten, was einen direkten Angriff auf das Kerngeschäft der Post darstellt. Indes lässt sich Wiegend die Zuversicht nicht nehmen: Er glaubt an einen überwiegenden Vorteil der Post, weil sie als einziges Unternehmen eine flächendeckende Zustellung anbietet. Als Geschäftskunden sei man immerhin darauf angewiesen, dass jeder Empfänger einen Brief erhalten kann. So etwas dürfe nicht vom Vorhandensein eines Internetzugangs oder der Bereitschaft abhängig gemacht werden, sich bei digitalen Postdiensten zu registrieren.

Nur bei wenigen E-Postbriefen erfolgt die Zustellung digital

Wenige der rund eine Million registrierten E-Postbrief-Kunden nutzen ihn aktiv. Nicht einmal fünf Prozent aller verschickten E-Postbriefe erfährt eine Zustellung auf dem digitalen Weg. Der Rest wird von den Geschäftskunden aus online an die Post geschickt, die sie dann ausdruckt und in Papierform weiterleitet. Auch wenn der Start zäh war – jetzt nimmt das Geschäft Fahrt auf: Der Umsatz könne sich in diesem Jahr auf etwa 100 Millionen Euro belaufen, was gut fünfmal so viel ist, wie im Vergleich zu 2012. Das Vorgehen der Großkunden beschreibt Wiegand so: Zuerst waren sie vorsichtig und haben das Angebot getestet. Letztlich haben sie Vertrauen gefasst und beginnen jetzt, ihn umfangreich zu nutzen. Auch kleinere Gewerbekunden fangen an, den E-Postbrief zu verwenden, weil eine neue Schnittstellenlösung etabliert wurde, die solchen Kunden einen einfacheren Versand ermöglicht.

Das Ziel steht fest: Mit mehr als 300 Entwicklern möchte Wiegand seinen E-Postbrief ausbauen. Ein digitales Büro soll entstehen, das mit vielen Vorzügen für den Anwender daherkommt. Beispielsweise mithilfe einer Zahlungsfunktion. Sie soll Rechnungen erkennen und sie mit einem Mausklick begleichen – ganz ohne eine Online-Banking-Maske und TAN-Nummern. Bereits im August soll auch ein Smartphone dieses Feature unterstützen.

Ebenso hohe Erwartungen bestehen bei dem Postscan: Wenn Empfänger im Urlaub sind, digitalisiert die Post alle eingehenden Briefe und sendet sie ihm elektronisch hinterher. Dafür ist die relevante Zielgruppe etwa 600 000 Menschen stark. Es handelt sich um Kunden, die einen vorübergehenden Lagerservice der Post in Anspruch nehmen. Damit treffe man genau den Nerv der Kunden. (LB/BHB)


 
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