Die Deutsche Bank trifft eine Mitschuld am Fehlverhalten ihrer Mitarbeiter.
Der Libor-Skandal veranlasste die Deutsche Bank im Februar, insgesamt sieben Mitarbeitern fristlos zu kündigen. Vier davon ärgerten sich derart über die Kündigung, dass sie vor Gericht zogen. Durch das Urteil vom letzten Mittwoch wurden die Kündigungen revidiert, die Bank muss die Leute nicht nur weiterbeschäftigen, sie muss ihnen auch Gehalt in sechsstelliger Höhe nachzahlen. Die Frankfurter Richter sahen die Kündigungen als unverhältnismäßig an, da die Mitarbeiter einem ständigen Interessenskonflikt durch die Bank ausgesetzt gewesen wären. Daraus lassen sich zwar erhebliche Pflichtverletzungen der Mitarbeiter, jedoch auch zumindest eine Teilschuld des Instituts ableiten.
Das größte deutsche Geldhaus reagierte mit den Kündigungen auf den größten Finanzskandal der letzten Jahre. Die entlassenen Händler waren viele Jahre an der Festsetzung von Referenzzinssätzen wie dem Libor oder seiner Eurovariante dem Euribor beteiligt. Zwar sollen sie sich nach Auskunft der Deutschen Bank nicht selbst der Manipulation schuldig gemacht haben, sie sollen jedoch mit anderen Händlern darüber verbotene Kommunikation per Mail oder per Chat geführt haben. Nach Ansicht des für die Deutsche Bank tätigen Anwalts habe bei dem schwerwiegenden Fehlverhalten der Ex-Mitarbeiter kein Weg an deren Kündigung vorbeigeführt.
Die Deutsche Bank muss sich fehlende Richtlinien und mangelnde Kontrolle vorwerfen lassen
Das Institut wirft den vier mit Referenzzinssätzen beschäftigten Herren vor, die Libor und Euribor-Werte vor deren Veröffentlichung auch an Derivate-Händler im Haus weitergegeben zu haben. Diese hätten die Informationen unerlaubt auch zum eigenen Vorteil genutzt. Die gefeuerten Mitarbeiter sind sich keiner Schuld bewusst, sie bestreiten die Kenntnisnahme eines Kommunikationsverbots zwischen den Händlern entschieden.
Im Gegenteil habe die Deutsche Bank durch räumliche Zusammensetzung die Diskussion um Libor und Euribor sogar gefördert. Deshalb warfen die Frankfurter Richter der Deutschen Bank fehlende Richtlinien und mangelnde Kontrollen vor. Ähnliche Vorwürfe kommen auch von der deutschen Finanzaufsicht BaFin, die seit über einem Jahr in dem Libor-Skandal ermittelt. Der größte Ärger jedoch droht der Deutschen Bank von den internationalen Behörden, die derzeit gegen mehr als zehn Bankinstitute in Sachen Libor Ermittlungen durchführen. Die Deutsche Bank hat vorsorglich schon drei Milliarden Euro für die Auseinandersetzung zur Seite gelegt.