Wissenswert dazu ist auch die Tatsache, dass die Wachstumsziele des Reichs der Mitte vom Parteikongress eher willkürlich als durch fundamentale Zahlen unterstützt festgelegt werden.
Die Finanzmärkte wollen nicht mehr an Zufälle glauben.
Aus diesem Grund reagieren die Börsen auch eher verhalten auf die jüngsten Wirtschaftszahlen aus China, viele Marktteilnehmer sehen in ihnen eher politische Propaganda als verwertbare Orientierungshilfen. Während der eine oder andere Finanzexperte führender westlicher Banken sich eher durch die exakt eingetroffenen Vorhersagen des Parteikongresses amüsiert zeigen, melden andere Finanzinstitute massive Zweifel an den Angaben aus China an. Das reale Wirtschaftswachstum in China dürfte laut deren eigenen Berechnungen die Marke von fünf Prozent nicht überschreiten. Die wahre Stärke der chinesischen Wirtschaft lässt sich laut Angaben kompetenter Wissenschaftler recht genau berechnen, wenn Einzelkomponenten wie der Stromverbrauch, das Volumen des Schienen- und Schiffsverkehrs sowie das Volumen der Kreditvergabe berücksichtigt werden.
Schlechte wirtschaftliche Aussichten für China.
Die oben erwähnten Parameter zur Einschätzung der chinesischen Wirtschaftsaussichten verheißen in der Tat nichts Gutes. Das Cargo Volumen fiel im zweiten Quartal um fünf Prozent, während bei der Kreditvergabe ein seit 2006 nicht mehr da gewesenes langsames Wachstum zu verzeichnen ist. Dahinter steckt in erster Linie die chinesische Notenbank, die eine Spekulationsblase etwa am Immobilienmarkt befürchtet und deswegen die Zügel spürbar angezogen hat. Diese Maßnahme führte zeitweise zu massiv erhöhten Zinsen, die bis auf 30 Prozent kletterten und vernünftige Kreditnahmen unmöglich gestalteten.
Leidtragende sind oft kleinere oder mittlere Betriebe, die schon wegen der Lohnfortzahlungen auf Kredit zu realistischen Konditionen angewiesen sind. Unabhängige Forschungsinstitute wie beispielsweise Lombart Street Research malen noch ein deutlich düstereres Bild. Nach deren Berechnungen ist das Wirtschaftswachstum in China sogar leicht zurückgegangen und hat damit die Pekinger Bemühungen für eine nachhaltigere Wirtschaft an einen kritischen Punkt gebracht.
Steckt China bereits in einer Krise?
Die von China veröffentlichen Zahlen werden von den Finanzmärkten zunehmend als unglaubwürdig angesehen, einflussreiche Beobachter der Finanzszene sehen darin deutliche Anzeichen einer bereits existierenden Finanzkrise. Da Deutschland mit über sechs Prozent Exportanteil zu den wichtigsten Handelspartnern Chinas gehört, wird auch die Sorge um den deutschen Wachstumsmotor erneut intensiviert.