Die gewaltsamen Proteste innerhalb der Türkei haben den türkischen Finanzmarkt einbrechen lassen. Am Nachmittag brach der National 30 Index an der Börse in Istanbul um 8,28 Prozent ein und sank auf 96.992 Punkte. In erster Linie gerieten die Finanzwerte unter massiven Druck.
Innerhalb des letzten Jahres verzeichnete der Aktien-Index eine enorme Steigerung und verzeichnete in der Spitze einen Anstieg um 75 Prozent. Ein Analyst von Kepler Cheuvreux, Christoph Kleinsasser, erläuterte, dass vor allem die amerikanischen Kleinanleger zu schnellen Käufen neigen, sofern sich irgendwo ein Aufruhr abzeichnet. Kleinsasser geht jedoch auch von einer schnellen Beruhigung der Börse aus.
Am Wochenende war der Aufruhr in den Straßen der Türkei eskaliert. Sicherheitskräfte waren gegen die Demonstranten, die den Bau eines Einkaufszentrums abwenden wollten, mit übermäßiger Härte vorgegangen. Die Proteste richten sich mittlerweile ganz allgemein gegen den als autoritär wahrgenommenen Kurs von Recep Tayyip Erdogan, Ministerpräsident.
Daniel Saurenz, Analyst beim Investmentportal Feingold Research, sagte, der schlimmste Fall der in der Türkei eintreten könne, wäre eine Rückkehr zu den alten Zeiten oder aber auch eine Wendung zur Autokratie, wie sie in Russland vorgelebt wird. Vor einer solchen Entwicklung schrecken die Investoren zurück und verkaufen aus diesem Grund. Die positive Entwicklung an der türkischen Börse ist nachhaltig gefährdet, sofern Erdogan die autokratische Führung weiter fortführt.
Ein deutliches Zeichen, dass die Investoren Investitionen in der Türkei für risikoreicher halten, ist der Anstieg der Risikoprämien der türkischen Staatsanleihen. Für die zweijährigen Papiere stieg die Rendite auf 6,38 Prozent. 7,12 Prozent waren es bei den zehnjährigen Anleihen. Ein Anstieg um rund 0,4 Prozent.
Dagegen hielten sich die Abweichungen am Devisenmarkt in Grenzen. Gegenüber dem amerikanischen Dollar gab die türkische Lira über das Wochenende um ungefähr 1 Prozent nach. Der amerikanische Dollar kostet aktuell rund 1,89 Lira. Diesen Wert gab es zuletzt vor 17 Monaten. Jedoch zeigt sich die türkische Lira aufgrund der eher entspannten Geldpolitik der türkischen Notenbank bereits seit Wochen eher schwach. (DR/BHB)