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Bausparvertrag: Wüstenrot kündigt Altverträge

Bausparverträge sind nach wie vor eine der beliebtesten Anlageformen der Deutschen. Auch und gerade in der Niedrigzinsphase setzen viele auf das Bausparen. Mit einem Bausparvertrag bildet der Sparer nicht nur systematisch Kapital, er erwirbt auch einen Anspruch auf ein späteres Bauspardarlehen zu festgelegten Konditionen. Der Erfolg ihres Produktes erfreut die Bausparkassen aber nicht immer, aktuell hat die Bausparkasse Wüstenrot 15.000 Kunden ihre Verträge gekündigt.


Bausparvertrag

Was ist ein 'übersparter' Bausparvertrag?

Die Kunden hätten ihre Verträge 'überspart', so die Begründung von Wüstenrot. Was war passiert? Bei den fraglichen Bausparverträgen hatte das angesammelte Kapital zuzüglich gewährter Zinsboni die Bausparsumme überschritten. In diesem Fall könne die Bausparkasse einen Bausparvertrag nach den Allgemeinen Bausparbedingungen kündigen, erklärte Wüstenrot. Mit dem Überschreiten der Bausparsumme sei nämlich der eigentliche Zweck des Bausparens, die Realisierung des Darlehensanspruchs, nicht mehr gegeben. In diesem Fall sei es rechtlich zulässig einen Bausparvertrag zu kündigen. Diese Auffassung werde durch unabhängige Schlichtersprüche bestätigt. Von Verbraucherschutzseite wird das Vorgehen kritisiert. 

Der wirtschaftliche Hintergrund

Die Kündigungswelle von Wüstenrot ist vor allem wirtschaftlich begründet. Die Bausparkassen leiden unter der aktuellen Zinssituation. Bei vielen Alt-Verträgen, die vor längerer Zeit abgeschlossen wurden, gelten noch vergleichsweise hohe Zinssätze für die Ansparphase. Bausparer mit solchen Verträgen erzielen Zinsen, die ihnen derzeit kaum eine andere Anlageform mit vergleichbarer Sicherheit bietet. 

Die Crux für die Bausparkassen ist, dass sie die hohen Zinsen bei einem solchen Bausparvertrag nicht mit entsprechend höheren Zinseinnahmen bei Bauspardarlehen ausgleichen können. Zwar war bei den Alt-Verträgen auch ein Anspruch auf ein Bauspardarlehen vereinbart worden. Doch sehr viele Bausparer verzichten im Augenblick gerne darauf. Bei einem normalen Kredit erhalten sie nämlich aktuell günstigere Bauzinsen. Für die Bausparkasse ist ein solcher Bausparvertrag daher ein Verlustgeschäft, was den Wunsch nach Kündigung erklärt. 

Wie reagieren Wettbewerber?

Es wird sehr interessant sein zu beobachten, ob auch andere Bausparkassen dem Vorgehen von Wüstenrot folgen. Ein Verkaufsargument ist die Kündigung jedenfalls nicht. Auch wenn die Zinssituation im Augenblick nicht günstig sein mag, existenzbedrohend dürfte sie für die Bausparkassen nicht sein. Auf lange Sicht gleichen sich diese ungünstigen Konstellationen erfahrungsgemäß nämlich immer wieder aus. Für Bausparer ergibt sich die Erkenntnis: ein zu erfolgreicher Bausparvertrag ist auch nicht immer gut.

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