Schwarmintelligenz in der Geldanlage

Die neue Methodik, um außergewöhnliche Renditen zu erzielen, heißt Schwarmintelligenz. Von der klugen Masse geleitet, sollen Vorhersagen auf dem Finanzmarkt möglich sein, die sonst nur Wunschdenken sind. Funktioniert dieses Modell wirklich? Die seherischen Angebote haben Namen wie "Social Trading" oder einfach "Mitmach-Fonds". Dahinter verbirgt sich der Ansatz, kollektives Wissen und ein Gespür für das Richtige in die Wahl von Finanzprodukten einfließen zu lassen.


Schwarmintelligenz in der Geldanlage

Die Entwicklung scheint folgerichtig, denn das Bild vom Vermögensmanager, der in Stirnfalten der Nachdenklichkeit gebeugt über Zahlen und Analysen sitzt, ist nicht mehr stimmig. Geniale Einfälle sind nicht die Regel, sondern nur noch die Ausnahme, die klassische Vermögensverwaltung ist ein Relikt vergangener Zeiten. Ist also die Schwarmintelligenz die Lösung für alle Probleme? Nur zum Teil.

Den Stier bei den Hörnern gepackt

Ausgerechnet die Viehzucht schien den Beweis erbracht zu haben, dass Schwarmintelligenz tatsächlich funktioniert. Der Denker Francis Galton startete zu Beginn des letzten Jahrhunderts einen Versuch, der ein eindrucksvolles Ergebnis zur Folge hatte. Er ließ sowohl Experten der Viehzucht als auch ganz gewöhnliche Messebesucher das Gewicht eines Stiers schätzen. Die Fachleute lagen im Vergleich zum Kollektiv deutlich daneben, die Schwarmintelligenz schätzte das Gewicht des Tieres bis auf eine geringe Abweichung sehr genau. Bis zu einem gewissen Punkt ist dieses Prinzip auch auf die Finanzmärkte übertragbar. Doch es gibt Grenzen.

Chancen und Grenzen

Tatsächlich hat Schwarmintelligenz bei Anlageprodukten erstaunliche Erfolge erzielt. Durch das Kollektiv konnten immer wieder frühe Signale erkannt werden, um so vorzeitig Aktien zu kaufen oder - je nach Lage - zu verkaufen. Doch das Prinzip greift nur dann, wenn die Masse ihre Entscheidungen auch tatsächlich unabhängig voneinander trifft. Es ist die Quintessenz dieser individuellen Entscheidungen, die das System funktionieren lässt.

Doch genau an diesem Punkt liegt der Schwachpunkt der Schwarmintelligenz. Der Finanzmarkt zeigt immer wieder, dass das Kollektiv durch Meldungen, Tendenzen oder Strömungen zu einer gemeinsamen Sichtweise neigt. Das Ergebnis sind Panikverkäufe und andere Aktivitäten, die im Grunde der Sache nicht dienlich sind. Sich also ohne Wenn und Aber auf die Schwarmintelligenz zu verlassen, wäre eindeutig zu kurz gegriffen. Und ziemlich riskant.

Der Vermögensberater: Die Mischung macht's

Die Möglichkeiten der Schwarmintelligenz lassen sich nicht leugnen. Doch wie bei allen Finanzgeschäften ist unabhängige Hilfe anzuraten. Honorarberatung bietet hier einen Blick ohne vorbestimmte Richtung auf die Idee und zeigt Ihnen auf, ob eine Beimischung Ihres Vermögens in Produkte der Schwarmintelligenz sinnvoll ist oder nicht. Bei der Vermögensanlage kommt es auf die Mischung an, das gilt auch hier. In jedem Fall sollten Sie vermeiden, ohne Hintergrundwissen auf nur ein Pferd zu setzen. Oder - wenn Sie so wollen - auf einen Stier.


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