Der begehrte Preis ging in diesem Jahr an Robert Shiller von der Elite-Uni Yale sowie Eugene Fama und Lars-Peter Hansen von der University of Chicago für ihre Forschungsarbeiten zum Funktionieren von Finanzmärkten und Aktienkursen. Auch Eugene Fama wurde bereits lange als Nobelpreis-Kandidat gehandelt. In den letzten Jahren war seine Theorie des effizienten Kapitalmarktes jedoch weniger "en vogue" als die Forschungen des Krisenpropheten Robert Shiller, der der die Krisen der vergangenen Dekade zu einem sehr frühen Zeitpunkt analytisch antizipierte.
Robert Shiller: Analytischer Krisenprophet mit Prognose-Sicherheit
Offiziell erhielt Robert Shiller den Preis für seine Arbeit zu Beginn der 1980er Jahre. Seinerzeit stellte er in einem Aufsatz für das "American Economic Review" fest, dass die Aktienkurse von Unternehmen sehr viel stärker schwanken als die prognostizierten Dividenden und begab sich damit in eine direkte Kontra-Position zur bisher geltenden Effizienz-Hypothese Famas, welche die Effizienz der Märkte an die Nichtvorhersehbarkeit von Aktienkursen koppelt. In seinem Buch "Irrationaler Überschwang" sagte er kurz nach der Jahrtausendwende den Absturz der Finanzmärkte in den kommenden Jahren bereits voraus. Zum Superstar der Finanzwelt und der Wirtschaftswissenschaften wurde Shiller, als er das Platzen der US-Immobilienblase im Jahr 2007 und damit den Einstieg in die globale Finanzkrise richtig prognostizierte. Kritikern des Finanzkapitalismus dient Forschung als Beleg, dass sich das System respektive die handelnden Personen oft irrational verhalten - sei es aus Selbstüberschätzung oder wegen des sprichwörtlichen "Herdentriebes".
Shiller und Fama erforschen zwei Seiten derselben Problematik
Renommierte deutsche Wirtschaftswissenschaftler reagierten auf die Preisverleihung mit Begeisterung. Der Pforzheimer Verhaltensökonom Hanno Beck und der Mannheimer Finanzwissenschaftler Martin Weber kommentierten, dass sich Robert Shiller und Eugene Fama derselben Problematik von verschiedenen Seiten nähern. Fama habe mit seiner Theorie gezeigt, dass Märkte kurzfristig "gut" funktionieren, jedoch in diesem Rahmen nicht prognostizierbar sind. Demgegenüber belege Shillers Arbeit die Möglichkeit langfristiger Prognosen. Lars Hansen als der dritte Ökonomie-Nobelpreisträger dieses Jahres habe dagegen das "Werkzeug" geliefert, um beide Theorien anzuwenden. Dass Robert Shiller sich vor allem der dysfunktionalen Seite der Märkte mit ihren Verwerfungen und spekulativen Blasen widmet, gewinnt angesichts der globalen ökonomischen Entwicklung der vergangenen Jahre naturgemäß Brisanz.
Die Praxis-Frage brachte Martin Weber auf den Punkt: Für Unternehmen, Investoren und alle anderen Akteure sei entscheidend, um welche Marktphase es jeweils geht - im Kern also, ob wir uns in einer spekulativen Blase befinden oder nicht. Hans-Werner Sinn, der Chef des ifo-Instituts folgert aus Shillers wie Famas Theorien, dass Aktien auf lange Sicht "recht sichere Wertpapiere" sind, die der "Normalbürger" deshalb unabhängig von den täglichen Marktschwankungen möglichst lange halten sollte.
Praktische Konsequenzen für Investitionsentscheidungen und Finanzmarkt-Regulierung
Das Nobelpreis-Komitee fokussierte sich denn auch auf den Praxis-Bezug der beiden Wissenschaftler. Für "gewöhnliche Menschen" sei interessant, wie sich Aktienkurse entwickeln und welche Investitionsentscheidungen sich daraus ergeben könnten. Für Politiker ergeben sich aus den Forschungsarbeiten von Shiller und Fama wichtige Grundlagen für eine wirksame Regulierung des Marktes. Und auch Spekulanten profitieren von der Arbeit beider Ökonomen, indem deren Forschung unser Denken dahingehend prägt, wie Finanzmärkte funktionieren.