Hochfrequenzhändler: die neuen Heuschrecken

Der Hochfrequenzhandel ist ein besonderes Segment im täglichen Börsengeschäft. In Millisekunden werden hier Millionenbeträge verschoben. Hochfrequenzhändler setzen dabei auf den kleinen Unterschied. Ihren Profit (oder Verlust) machen sie mit Kursbewegungen und -differenzen, die nur Cent-Beträge umfassen. Ohne hochleistungsfähige Computer wäre das Geschäft undenkbar.


Hochfrequenzhändler

Zeit und Differenzen zählen 

Hochfrequenzhändler interessiert nicht, welche Fundamentaldaten oder Kurstrends die von ihnen gehandelten Wertpapiere besitzen. Kurscharts und aufwändige Analysen, die das Leben vieler anderer Investoren an der Börse bestimmen, sind ihnen fremd. Sie wollen von ganz kurzfristigen Preisdifferenzen profitieren, die dadurch entstehen, dass auch die nahezu vollkommenen Finanzmärkte nicht ganz perfekt sind.

Trotz global vernetzter Informations- und Handelssysteme an den Börsen treten doch immer wieder kurzzeitige Unterschiede und Marktanomalien auf. So gibt es üblicherweise kleine Differenzen zwischen dem Kauf- und Verkaufskurs von Wertpapieren. Oder an unterschiedlichen Börsen werden die gleichen Wertpapiere geringfügig anders bewertet. Oder zwischen der Preisentwicklung bei Termingeschäften und den zugrundeliegenden Basisgeschäften treten kleine zeitliche Verzögerungen auf.

Handel im Millisekunden-Takt

Diese Konstellationen nutzen Hochfrequenzhändler gezielt aus. Das geht nur mit Computern, die noch schneller sind als die bereits leistungsstarken Informations- und Handelssysteme der Börsen. Diese Turbocomputer scannen die Börsen rund um den Globus in Millisekundenschnelle und stoßen entsprechende Transaktionen an. Hochfrequenzhändler agieren nicht selbst, die menschliche Reaktionsgeschwindigkeit wäre dafür viel zu langsam. Der Handel erfolgt direkt über die Computer. Die Händler kümmern sich nur um die Programmierung und Überwachung.

Schnelligkeit bedeutet Alles im Geschäft der sogenannten 'Flash Boys'. Da zählt u.U. bereits die räumliche Entfernung der Turbocomputer zum zentralen Server der Börse. Denn längere Verbindungskabel können schon Zeitverlust und damit einen entscheidenden Nachteil bedeuten. Die Börsen haben daher mittlerweile spezielle Datenräume eingerichtet, die für Hochfrequenzhändler gleiche und normierte Server-Abstände vorsehen. Der Hochfrequenzhandel trägt sicher zur Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte bei. Schätzungen gehen beispielsweise davon aus, dass rund 70 Prozent des Handelsvolumens an den amerikanischen Börsen auf diesen Bereich entfällt. 

Ermittlungen wegen unsauberer Geschäftspraktiken 

Unumstritten ist das Geschäft allerdings nicht. Derzeit ermittelt der New Yorker Generalstaatsanwalt gegen einige Firmen, die im Hochfrequenzhandel tätig sind. Im Raum stehen Vorwürfe wegen möglicher unfairer Geschäftspraktiken. Dabei soll es u.a. um geheime Vereinbarungen mit Börsen und elektronischen Handelsplattformen gehen, bei denen den Flash Boy besondere Zeitvorteile eingeräumt wurden. Auch das FBI prüfte Vorwürfe wegen verbotenen Insiderhandels.

Das sind aber nicht die einzigen Kritikpunkte. Im Hochfrequenzgeschäft aufgetretene Computerfehler, haben in der Vergangenheit bereits mehrfach zu schweren Kursturbulenzen und Ausfällen im Börsenhandel geführt. Der Ruf der Firmen hat daher in letzter Zeit stark gelitten. 

Rahmenbedingungen werden schwieriger 

Manche Unternehmen mussten bereits deutliche Verluste bei ihren Aktien hinnehmen. Eine der Branchengrößen, Virtu Financial, hat aufgrund der Vorwürfe den geplanten Börsengang erst einmal verschoben. Das Umfeld für die Hochfrequenzhändler wird zunehmend schwieriger. Einige haben inzwischen sogar aufgegeben und das Geschäft eingestellt.


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